Tronox stellt trotz Insolvenz 40 neue Leute ein
Eberhard Stock sorgt als Insolvenzverwalter dafür, dass die Firma neu aufgestellt wird.
Krefeld. Eberhard Stock ist ein erfahrener Insolvenzmanager. Das klingt nicht nur besser als Verwalter, sondern trifft eher des Pudels Kern. Denn der selbstständige Rechtsanwalt mit fundierten betriebswirtschaftlichen Kenntnissen leitet das Unternehmen wie ein Geschäftsführer. Er ist einer von acht Spezialisten seiner Zunft, die im Auftrag des Krefelder Insolvenzgerichts im Ernstfall bei gefährdeten Unternehmen die Kohlen aus dem Feuer holen sollen - wenn nicht schon alles verbrannt ist.
Das ist bei seinem aktuellen Problemkind, dem Chemieunternehmen Tronox Pigments GmbH im Uerdinger Chemiepark, nicht der Fall. "Die objektiven Bedingungen sind günstiger als bei allen meinen Fällen zuvor." So verbreitet er Zuversicht für die derzeit 550Mitarbeiter. 40davon hat er sogar im zweiten Halbjahr 2009 eingestellt, um der nach der Wirtschaftskrise wieder anziehenden Nachfrage gerecht zu werden. Einige Chemiker, Ingenieure und Vertriebsfachleute sollen noch hinzu kommen. Froh ist Stock, dass der Betrieb nach wie vor 18 junge Leute ausbildet.
Allerdings habe er die Auswirkungen der Krise etwas unterschätzt und geglaubt, schneller einen Investor zu finden. Ein strategischer Partner sei ihm lieber als einer aus dem Finanzsektor, aber nicht Bedingung. Ihm ist - wie dem Betriebsrat und dem Standortbetreiber Currenta - wichtig, dass ein Käufer gefunden wird, der den Betrieb nachhaltig und dauerhaft weiter führt. "Ich will hier in drei Jahren nicht wieder antreten müssen", betont er.
Doch er lässt sich nicht drängen. Schließlich sei die Firma in der komfortablen Situation, nicht um jeden Preis verkaufen zu müssen.
Denn mit dem Geschäft geht es aufwärts. Das liege neben dem sich erholenden Markt vor allem an den Restrukturierungsmaßnahmen. Als erstes habe man sich von der Konzernmutter rechtlich getrennt, die unter US-Insolvenzrecht stehe. Zu ihr bestehe keinerlei Abhängigkeit mehr, außer dass sie im Fall des Einstiegs eines Investors an einem Überschuss aus dem Verkauf profitiere.
Als zweites habe man in der Rekordzeit von nur drei Monaten ein IT-System installiert und sich so in Administration, Vertrieb und Controlling von der ehemaligen Muttergesellschaft und deren niederländischer Tochter unabhängig gemacht.
Außerdem sei der Vertrieb neu strukturiert worden, weil der beabsichtigte Mehrverkauf von höherwertigen Produkten einen intensiven Service der rund 300Kunden weltweit voraussetzt. "Dank der IT-Struktur, den mit der Gewerkschaft ausgehandelten Gehaltstarifen und der Senkung der Standortkosten, speziell für Energie, konnten zehn Millionen Euro gespart werden", berichtet Stock. Die Energie, speziell Dampf aus dem Standortkraftwerk, ist mit bis zu 40 Millionen Euro pro Jahr der Hauptkostenfaktor.
"Nach all diesen Maßnahmen sehe ich einen Aufbruch in die Zukunft", bekräftigt Stock, was er mit neuem Firmennamen und einem Mengen- wie Umsatzwachstum von etwa 25 Prozent in diesem Jahr untermauern will. 95000 Tonnen Titandioxid sollen produziert werden. "Wir wollen endlich wieder ein positives Betriebsergebnis erzielen und das Geld sofort wieder investieren", zeigt er sich ehrgeizig. Fehlt nur noch der Investor. "Findet sich keiner, kann das Unternehmen auch wieder auf eigene Füße gestellt werden."