„Der Schrei nach Green-Cards bringt nichts“
Fachkräftemangel – Thema bei WFG und Unternehmerschaft Niederrhein.
Krefeld. Hochschulvertreter und Wirtschaftsexperten auf dem Podium - das garantierte spannende Diskussionen im gut gefüllten Saal des Krefelder Hofs. Thema: der Austausch über den Fachkräftemangel. Eingeladen hatten Wirtschaftsförderungsgesellschaft und Unternehmerschaft Niederrhein. Ziel: Von anderen lernen und gemeinsam Strategien entwickeln. Denn "Jammern hilft nicht weiter", so WFG-Geschäftsführer Eckart Preen. Prof. Bernd Kriegesmann von der Universität Bochum und Dr.-Ing. Guido Rettig von Tüv Nord hielten die Impulsreferate.
Provokant stellte Kriegesmann die Frage, ob man nicht wieder wie alle Jahre nur ein Modethema aufwärme. In einer dramatischen Aufholjagd hätten viele Länder zwar den Vorsprung der westlichen Welt in Sachen Kompetenz ausgeglichen. Kein geeignetes Mittel sei aber der Schrei nach "Green-Cards", um Fachkräfte aus dem Ausland anzuwerben. Es bestehe ein Mangel an Ingenieuren und an gewerblich-technischem Personal, jedoch eher kurzfristig.
"Wir haben keinen Ingenieurmangel", macht Rettig deutlich - und das in einem Unternehmen wie dem Tüv Nord, bei dem 70 Prozent der über 10 000 Mitarbeiter Ingenieure sind. Dies sei eine Frage vernünftiger Personalplanung, die mit den strategischen Unternehmenszielen einher gehen müsse. Im Übrigen müsse man sich ständig hinterfragen: "Muss es ein Ingenieur für die Tüv -Prüfung an Pkw’s sein, oder genügen ein Meister oder Techniker?"Gelungene Beispiele aus der Praxis und viele Anregungen brachte die anschließende Podiumsdiskussion, durch die WDR-Moderator Tom Hegermann routiniert führte.
So berichtet Anke Meier, dass Henkel bei der Mitarbeitersuche und Fortbildung auf Internationalität achte, den Anteil der Frauen im Management erhöhe und diese früher aus der Elternzeit zurückhole. Quotenregelungen lehne man ab. Heinz-Friedrich Kammen erläutert das Modell von Voith Paper, das nicht nur den eigenen Nachwuchs ausbildet, sondern dies im Auftrag für 39 mittelständische Betriebe und 78 Auszubildende tut. Durch die Einnahmen sei Kostendeckung und Wertschöpfung gleichermaßen möglich.
Wolfgang Stoffel spricht über die Probleme eines kleineren Unternehmens wie KHT, das nur alle paar Jahre einen Ingenieur braucht und nicht auf der Hitliste von Bewerbern steht. Aus Sicht der Hochschule empfiehlt Professor Ostendorf die Ausbildung in den kooperativen Studiengängen. Der Student bringe durch den Wechsel zwischen zwei Tagen Facharbeiterausbildung und zwei Tagen Studium theoretisch und praktisch ausgewogene Kenntnisse mit - und die Betriebe können dabei die Besten auswählen.