Die textile Zukunft bleibt in Krefeld

Die Abwanderung des Zentrums für Textilforschung ist vom Tisch.

Krefeld. Das Textilforschungszentrum Nord-West (DTNW) bleibt in Krefeld, wird im Laufe des Jahres Institut der Universität Duisburg/Essen und wandert nicht nach Aachen ab. Vor anderthalb Jahren hatte das Wissenschaftsministerium eine Kürzung der Landesmittel angedroht und auf die Fusion mit dem Aachener Wollforschungsinstitut gedrängt.

"Das ist ausgestanden", freut sich DTNW-Direktor Professor Dr. Eckard Schollmeyer (68), Textilingenieur und Physiker. Am Standort Krefeld könne des eigenständige Institut seine Aufgaben, die kombinierten Grundlagen- und angewandten Forschung, besser erfüllen.

Oberbürgermeister Gregor Kathstede, der die Entscheidung gemeinsam mit Schollmeyer bekannt gab, hält die Entwicklung für bedeutsam für den Standort: "Krefeld war und ist eine Textilstadt, dazu bekennen wir uns."

Die Unternehmen der Region Niederrhein seien froh über den bleibenden "kurzen Draht" zur Textilforschung. Er habe sich bis zu Ministerpräsident Jürgen Rüttgers für den Verbleib in Krefeld eingesetzt, sagte Kathstede.

Das Institut hält sich zugute, dass inzwischen 40 Prozent der nordrhein-westfälischen Textilindustrie vorwiegend technische Textilien produzieren. Sie werden in der Medizin, am Bau, beim Flugzeugbau, in der Agrarwirtschaft angewandt.

Als Beispiele für das Wirken seines Instituts nennt Schollmeyer Windmühlenflügel, die Airbuskonstruktion, die hautverträgliche Textilien oder aufrollbare Sonnenkollektoren. Schollmeyer: "Wir haben vor allem die Oberflächenmodifizierung vorangetrieben und uns ökologischen Fragen gestellt." Früh schon habe das Institut sich um die Nanotechnik gekümmert.

Bei einem Wechsel nach Aachen wäre eine zukunftsorientierte Zielsetzung nicht mehr zu realisieren gewesen, betonte Schollmeyer. Die Landesmittel in Höhe von einer halben Million Euro pro Jahr fließen noch bis Mitte des Jahres, so Schollmeyer. Dann soll die Integration in die Universität vollzogen sein. Unterstützung findet Schollmeyer beim Vorsitzenden des Trägervereins Jürgen Farrenkopf.

Der Institutsleiter will ausscheiden, sobald die Uni für ihn einen Nachfolger gefunden hat. Diese Entscheidung soll noch im Frühjahr fallen. Parallel zur Integration in die Universität hat sich Schollmeyer um die Zusammenarbeit mit der Hochschule Niederrhein bemüht: "Viele Dozenten haben einen Schlüssel zu unserem Haus und können so über eine experimentelle Infrastruktur verfügen." Um ausreichend Drittmittel macht sich Schollmeyer keine Sorgen: "Wir haben zurzeit so viele Anfragen, dass wir zu den derzeit 42 noch vier bis fünf Wissenschaftler mehr beschäftigen könnten."