Vermittlung Immobilien: Start-up will den Markt aufmischen

Vendomo lockt mit Dumpingpreisen für die Vermittlung von Immobilien. Kersting-Immobilien aus Krefeld vermisst Marktkenntnis.

Das Start-up Vendomo will mit niedrigen Preisen für die Vermittlung von Immobilien Kunden anlocken.

Foto: Jens Schierenbeck

Krefeld. Der Aufschrei der regionalen Immobilienmakler war nach der Ankündigung des Markteintritts des Berliner Start-up-Unternehmens Vendomo zu erwarten. Schließlich klingt es ausgesprochen verlockend, weit mehr als die Hälfte der üblichen Maklergebühr zu sparen. Die Westdeutsche Zeitung hat deshalb nicht nur mit dem Newcomer gesprochen, sondern auch den Krefelder Familienbetrieb Kersting-Immobilien stellvertretend um eine Stellungnahme zum Angebot des neuen Wettbewerbers gebeten.

Vendomo rechnet vor, dass ein „ineffizienter Markt“ Immobilienverkäufer in Krefeld jährlich rund zwei Millionen Euro kostet. Diese Summe hätten Verkäufer und Käufer 2014 allein bei Wohnungstransfers eingebüßt. Denn rund 380 Eigentumswohnungen seien in dieser Zeit zu einer Provision von 7,14 Prozent vermittelt worden, die sich nach neuem Gesetz beide Vertragsparteien teilen. Bei einem durchschnittlichen Verkaufspreis von 115 000 Euro pro Eigentumswohnung ergebe sich die Summe von 3,1 Millionen Euro, die Krefelder Immobilienmakler an Provision im vergangenen Jahr umgesetzt hätten — im Schnitt 8118 Euro pro Verkaufsobjekt.

„Dabei lässt sich jede Wohnung zu einem Festpreis von 2900 Euro vermarkten“, sagt Erik R. Fasten. Für den Geschäftsführer von Vendomo Deutschland stehen Preis und Leistung bei Maklerdiensten in keinem fairen Verhältnis, was mit ein Grund für das schlechte Image der Branche sei.

Schon die Schaffung von Immobilien-Onlineportalen wie Immobilienscout 24 oder Immowelt hätten die Vermarktung effizienter gemacht. Vendomo revolutioniere diesen Prozess jetzt durch weitere Digitalisierung und Professionalisierung. Fastens Prognose: „Viele klassische Makler werden dies wahrscheinlich nicht überleben.“

Vendomo verfügt nach eigener Aussage über ein Netz von etwa 400 regionalen Sachverständigen in ganz Deutschland. Einer dieser Experten inspiziert und bewertet die Immobilie vor Ort und erstellt eine Expertise. Dann wird das Exposé auf die großen Immobilienplattformen gestellt, aber auch auf das firmeneigene Portal mit deutschlandweitem Service.

In dieses kann sich der Kunde einloggen und mit den Kaufinteressenten oder Verkäufern eigenständig Besichtigungstermine der Immobilie telefonisch oder online vereinbaren. Möchte der Kunde diese Leistung nicht selbst übernehmen, kann er sie hinzubuchen. Die Vertragslaufzeit beträgt zehn Monate. Bei Nichterfolg muss der Kunde laut Pressesprecher Alexander Knuppertz nicht zahlen.

„Eine marktorientierte und detaillierte Kaufpreisermittlung ohne intime Ortskenntnisse der Stadtteillagen ist nicht möglich, auch nicht durch Sachverständige“, entgegnet Kristopher Kersting, der mit Vater und Firmengründer Martin das Geschäft an der Uerdinger Straße führt.

Gerade auf kleineren Märkten wie Krefeld sei ein Internetauftritt allein nicht ausreichend. Ergänzend dazu seien das klassische Schaufenster, Anzeigen bei den Bankenportalen und in Zeitungen sowie der eigene Kundenstamm unumgänglich, um die Immobilie bestmöglich zu vermarkten.

Erst der Immobilienkaufmann als persönlicher Ansprechpartner biete Käufern wie Verkäufern den gewünschten Service und schaffe die Vertrauensbasis, auf die es beim Immobilienkauf so sehr ankomme, sagt Kersting. „Wer führt die Preisverhandlungen und prüft die Finanzierung? Wer selektiert echte Interessenten von Besuchstouristen? Wer begleitet die Kunden zum Notar und achtet auf rechtssichere Verträge?“, fragt Makler Kersting.