Interview: „Cargill ist eine Großfamilie“
Firmen-Chef Eberstein spricht über die Finanzkrise und seine Zukunft als Ruheständler.
Krefeld. Dr. Karsten Eberstein, Geschäftsführer der Cargill Deutschland, geht zum Ende des Jahres in den Ruhestand. Die WZ sprach mit dem 65-Jährigen über seine Pläne für die Zukunft als Ruheständler, aber auch über die Zukunft von Cargill am Standort Krefeld-Linn.
WZ: Alle reden von der Finanzkrise. Auch Cargill?
Karsten Eberstein: 2009 wird auch für Cargill ein schwieriges Jahr. Dennoch setzen wir eher auf eine positive Entwicklung, wollen die Zahl der Mitarbeiter halten. Eine Drosselung der Produktion ist bei uns kein Thema. Wenn die Weltwirtschaft anzieht, könnte es sogar noch besser werden.
WZ: Woran liegt das?
Eberstein: Cargill ist eine Art Großfamilie. Menschlichkeit wird hier sehr groß geschreiben. Jeder Mensch wird gehört, alle Türen stehen offen. Wir sind von unseren Mitarbeitern her sehr gut aufgestellt, da ist eine Menge Kraft und Innovation.
WZ: Was bedeutet das für den Standort Krefeld?
Eberstein: Wir sind heute innerhalb des Konzerns ein wichtiger und wettbewerbsfähiger Standort. Trotz der negativen äußeren Situation punkten wir mit der Logistik, der Energie und Kreativität der Mitabeiter. Wir haben genügend Fläche für Wachstum und wir haben durch entsprechende Investitionen moderne Technologie auch am Standort Krefeld implementiert. Die Situation ist ganz entspannt.
WZ: Wie sieht es im kommenden Jahr mit dem Sponsoring aus?
Eberstein: Wir werden vermutlich das ein oder andere streichen müssen, aber die Idee des Citizenship bleibt - besonders in den Bereichen Jugend, Schule, Bildung, Leistungssport sowie Kultur. Wir müssen ein starkes Image in der Region aufbauen, um bekannter zu werden. Das bedeutet ein starkes Engagement im Umfeld.
WZ: Was werden sie nach dem 31. Dezember 2008 tun?
Eberstein: Erst mal ganz bewusst rausgehen, keine Beratung, nichts. Eisenhower hat auf diese Frage einem Reporter mal gesagt: "Ich werde erst mal einen Schaukelstuhl auf die Veranda stellen. Darin werde ich sechs Monate lang ruhig sitzen. Und dann werde ich langsam anfangen zu schaukeln." So ähnlich werde ich es auch machen. Ich bin an den unterschiedlichsten Fragen sehr interessiert. Als Naturwissenschaftler beschäftigen mich vor allem Natur und Leben - auch unter philosophischen Aspekten. Eventuell werde ich sogar ein Buch darüber schreiben.