Krefelder Ingenieure: Absolventen sind gefragt seit 50 Jahren
Jedes Semester verlassen 100 Maschinenbauer die Hochschule. Am Anfang wurde viel improvisiert.
Krefeld. Zum Geburtstag kommt ein Prominenter: Wenn am 6.Juni 50 Jahre Ingenieurstudium in Krefeld gefeiert werden, gratuliert unter anderem der Nobelpreisträger Peter Grünberg. Zum Jubiläum kommen 44 Absolventen des ersten Jahrgangs und sieben Ingenieurinnen der Staatlichen Ingenieurschule für Maschinenwesen - wie sie bei der Gründung am 1. April 1958 hieß.
Drei Absolventen studierten nach dem Abschluss noch weiter: Hans Hamacher zum Beispiel, heute 72, promovierte in Aachen, arbeitete in der Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt und ging dann zum Lehrstuhl für Raumfahrttechnik an der TU München.
Der Großteil der Krefelder Ingenieure ging in die Industrie, wo die Unternehmen im Boom der sechziger Jahre junge Ingenieure suchten. Die damalige Situation erinnert an den heutigen Mangel: Allein in NRW werden 20000 Ingenieure gesucht.
Seit 1960 haben am Ende jedes Semesters etwa 100 junge Ingenieure die Schule verlassen - nicht nur mit einem erfolgreichen Abschluss, sondern auch mit einer eigenständigen Ingenieurarbeit. Auf dem Stundenplan standen damals auch Fächer wie Kultur- und Wirtschaftskunde: Insgesamt wurde in 38 Wochenstunden gelehrt, weswegen vor allem in den Nächten gefeiert wurde - "wie die Verrückten", wie Dr. Werner Schmidt aus einem Gespräch mit einem Zeitzeugen erfuhr. Der Krefelder Kunsthistoriker hat die Absolventen des ersten Jahrgangs gesucht und interviewt. Eine weitere Anekdote: Die Studenten kamen regelmäßig mit dem Bus von Laborübungen in Essen und Duisburg zurück. Kurz hinter der Krefelder Stadtgrenze musste der Fahrer immer vor einem Lokal anhalten.
Als die Ingenieurschule 1965 endlich ein eigenes Gebäude an der Reinarzstraße erhielt, hatte sie fast 800 Studierende. Bereits 586 Ingenieure hatten bis dahin ihr Examen bestanden im "erfolgreichsten Provisorium von Nordrhein-Westfalen", wie die Landesregierung feststellte. Vorher mussten Studenten und Lehrpersonal in Behelfslräumen improvisieren und selbst noch Hand anlegen, zum Beispiel als das Dampfkesselhaus der Webschule an der Lüderstraße ein neues Dach bekam, oder Tafeln und Arbeitstische in die Klassen eingebaut werden mußten.
Heute blicken die Fachbereiche auf dem Campus Süd der Hochschule in eine rosige Zukunft: Krefelder Absolventen sind gefragt, die Zahl der Studienplätze ist ausgebaut worden und die Nachfrage steigt an.