Krefelds Kaufkraft sinkt
Die Geschäftsleute hoffen und setzen auf das neue Marketingkonzept.
Krefeld. Die umliegenden Städte schlafen nicht, sondern buhlen um jeden Kunden. Krefeld positioniert sich deshalb verstärkt als Einkaufsstadt. "Viele Leute sind sehr rege", sagt Joel Smolibowski, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Krefeld-Kempen-Viersen. "Da gibt es den Einzelhandel, die Werbegemeinschaft mit dem Arbeitskreis Krefelder Samstag, eine fitte Wirtschaftsförderungs-Gesellschaft und das Marketing-Konzept, an dem auf Hochtouren gearbeitet wird."
Sehr positiv sieht Smolibowski die Entwicklung in der Innenstadt. Viele neue Geschäfte mit hochwertigen Angeboten sind entstanden: "Marco Polo-Bekleidung, Lloyd-Schuhe oder ,Kult’ mit junger Mode", nennt er einige Beispiele für gute Label-Läden. "Anson’s hat sehr schön umgebaut, Gerry Weber ist vor Ort und Trude Waldhausen geradezu eine Institution." Allein die Königstraße habe in den letzten zwei Jahren richtig gewonnen. "Das Profil einer Lage zu entwickeln ist das, was Krefeld verstärkt braucht."
Das soll mit dem Marketing-Konzept im Hinblick auf die Stadt wie Samt und Seide angestoßen werden. Zuerst gelte es, den Charakter einer Lage zu ermitteln, dann zu festigen und nach oben zu schrauben. Smolibowski: "Es macht Spaß, an diesem Konzept zu arbeiten. Es wird kontrovers, aber sachlich mit Blick auf das Ergebnis diskutiert. Die Aufbruchsstimmung überträgt sich auf Krefeld."
Probleme sieht der Geschäftsführer jedoch bei den von Inhabern geführten Geschäften. Er fürchtet, dass zwischen 40 und 70 Prozent in den nächsten sieben bis zehn Jahren wegbrechen werden. Oft sei es schwierig, Nachfolger zu finden, mit Steuer-Problemen fertig zu werden und finanziell über die Runden zu kommen.
Während die Deutschen wieder mehr Geld in der Tasche haben als vor fünf Jahren, ist das Krefelder Einzelhandels-Barometer in Sachen Umsatz weiter im Sturzflug. "Der Aufschwung, wie er in der verarbeitenden Industrie zu spüren ist, kommt im Einzelhandel nicht an", stellt Smolibowski fest und verweist auf die Kaufkraft (Geld für den privaten Konsum).
Die regionalen Unterschiede seien enorm. Während die Kaufkraft in Krefeld und Mönchengladbach 2007 jeweils bei 101,3 Prozent lag, kam Meerbusch auf 128,4, Düsseldorf auf 113,8 und Kempen immerhin noch auf
106,7 Prozent. Ein Grund für die sinkende Kaufkraft in den Städten sei die zunehmende Zahl von Langzeitarbeitslosen. Smolibowski: "Die Kunden ins Geschäft zu locken, ist deshalb eine echte Herausforderung."
Smolibowski setzt deshalb auf eine bessere Infrastruktur. "Die Stadt ist zwar gut erreichbar, die Zentralität ähnlich hoch wie in Düsseldorf. Die Leute kommen hier an, aber: Das kann man noch verbessern." So sei das "gefühlte" Parkplatzangebot in einigen Bereichen, beispielsweise in der südlichen Innenstadt, zu gering. Von Süden aus sei auch die Erreichbarkeit der Innenstadt schwierig. Der Bereich rund um die vier Wälle müsse noch übersichtlicher und die Beschilderung in die Innenstadt und zu den Parkhäusern an markanten Stellen wie an Kreuzungen verbessert werden.
Der Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes spricht sich für eine Verschönerung der Eingänge zur Innenstadt aus. Beispiel: Die Unterführung Kölner Straße. Hier wünscht er sich private Initiatoren und einfallsreiche Querdenker, auch um die umliegenden Quartiere zu entwickeln.
Während Smolibowski an die Stadt und private Investoren appelliert, sieht Franz-Joseph Greve von der Werbegemeinschaft auch die Händler in der Pflicht. "Wenn wir etwas losmachen, wie den Krefelder Samstag, die Straßenmodenschau oder das ,Einkaufen bei Kerzenschein’ motivieren wir die Leute." Und der Zuspruch gibt dem Einzelhändler recht.
Im Hinblick auf die sinkende Kaufkraft hofft Greve, dass im Hafen Arbeitsplätze entstehen und die Kohlekraftwerk-Diskussion beendet wird. "Dass es in der Innenstadt keine Leerstände gibt, spricht für die Standort-Attraktivität." Die Investoren seien von Krefeld überzeugt. Nun gelte es, Kunden verstärkt aus dem Umland nach Krefeld zu ziehen.