TAG: Erfolgsgeschichte eines Insolvenz-Kandidaten
Ein Jahr nach dem Neubeginn ist der Textilausrüster TAG schuldenfrei und zuversichtlich.
Krefeld. Noch vor Kurzem haben Branchenkenner wohl keinen Pfifferling mehr auf die ehemalige TAG Textilausrüstungsgesellschaft Schroers gegeben: Pensionslasten für 800 Pensionäre und eine Verlustbilanz von 4,7 Millionen Euro bedrohten den Bestand des Unternehmens. 13 Investoren standen vor der Tür, von denen einige nur darauf warteten, das Unternehmen zu zerlegen.
"Vor allem der Textilbetrieb an der Gladbacher Straße wäre schnell ausgeplündert worden", berichtet Geschäftsführer Jürgen Farrenkopf. Doch Investoren, Mitarbeiter und Management packten an und haben es geschafft: Nach einer Finanzspritze von zehn Millionen Euro steht das Unternehmen im Jahr des 90-jährigen Bestehens wieder auf sicheren Beinen.
"Als ich 2001 die Geschäftsführung übernahm, wusste ich, auf was ich mich einlasse", sagt Farrenkopf. Und die Mitarbeiter hätten gekämpft anstatt aufzugeben. "Trotz der prekären Situation haben wir nicht einen Kunden verloren", lobt er. Und nur wenige Mitarbeiter: Von den ursprünglich 238 Arbeitsplätzen konnten 220 erhalten werden.
Mit der Münchener Kapitalgesellschaft Spectra, dem Krefelder Investorpartner Jan Kleinewefers und dem eigenen Management traten Gesellschafter an, die das Unternehmen erhalten wollten. "Das wird schon daran deutlich, dass die TAG schon im ersten Jahr fünf Prozent des Umsatzes investieren darf", beschreibt Peter von Sigriz von Spectra.
Die Bilanz ist durch die Kapitalspritze von Altschulden befreit, die Eigenkapitalquote liegt mit über 30 Prozent hoch. Damit präsentiert sich TAG Composites & Carpets ein Jahr nach dem Neubeginn gesund und mit neuem Namen, Firmen-Logo und Internetauftritt. Composites steht für technische Textilien, die im Werk an der Gladbacher Straße hergestellt werden, Carpets für Bodenfliesen aus dem Betrieb an der Glockenspitz.
Speziell bei Textilien will man nicht mehr der klassische Veredler sein, sondern auf strategische Felder mit neuen Produkten setzen. Ob Heißluftballonhülle, Nato-Schutzanzug gegen chemische Kampfstoffe, Pkw-Schiebedach oder Skisack - was gut und teuer ist, kommt aus Krefeld. Demnächst vielleicht auch die Supersegel, mit denen Frachtschiffe bis zu 30 Prozent Energie sparen sollen.
Die jüngste Innovation - eine Membran für die Deckenisolierung der Innengebäude des Flughafens Bangkok - sorgt für Schallschutz und Energieersparnis. Derweil tüftelt die eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung schon an photovoltaischen Textilien für die Energieversorgung von Seenotrettungsinseln. WFG-Geschäftsführer Eckart Preen gratulierte zur weltweiten Expansion, bei der man das Unternehmen gerne begleite.