Bayer-Werk wird zum Hotel
Currenta: 120 Millionen Euro haben die Chemiepark-Firmen 2007 in den Standort investiert. Weitere Partner werden gesucht.
Krefeld. Dass die Zukunft des Standortes Uerdingen ganz stark mit der Genehmigung des 750-Megawatt- Kohlekraftwerkes zusammenhängt - daraus macht Chemiepark-Chef Stefan Dresely kein Hehl. Wie bereits kürzlich im exklusiven WZ-Gespräch, hat er auch bei der Jahrespressekonferenz deutlich gemacht, was der Standort am Rhein für Krefeld und die Region bedeutet.
Von den 40 Chemieparks in Deutschland werden nur 20 überleben, ist er überzeugt. Deshalb muss Uerdingen noch attraktiver für weitere Partner werden, machte Dresely deutlich. Nur dann könne man die Summe von 120 Millionen Euro Investitionen in den Standort vom vorigen Jahr noch weiter steigern.
Er erinnerte - wie schon im WZ-Gespräch - an die Kaufkraft der 7000 Mitarbeiter von netto 230 Millionen und an die Gewerbesteuer, die allein für das Kraftwerk eine Summe im unteren einstelligen Millionenbereich ausmachen würde. "Wir können uns natürlich auch den Ast absägen, auf dem wir sitzen", sagte der Chemparkleiter mit Blick auf die Diskussionen um Kraftwerk und CO-Pipeline.
Neben dem beherrschenden Thema Kraftwerk stand das vergangene Jahr im Zeichen der Umstrukturierung: Aus Bayer wurde Currenta, aus dem Bayer-Chemiepark der Chempark. "Unsere Partner wollen eine neutrale Projektionsfläche, auf der sie ihre eigene Geschichte schreiben können - deshalb müssen wir uns vom Bayerkreuz verabschieden." Currenta habe die Neuerung zudem dazu genutzt, eigene Strukturen schlanker und effizienter zu machen, erläuterte Dresely.
Er vergleicht den Chempark mit einem Hotel. Die Currenta ist der Betreiber, die 18 Partner sind die Gäste. "Und nur wenn Qualität und Kosten stimmen, bleiben diese Gäste uns treu."
Ein weiteres Ergebnis der Umstrukturierung ist die Firma Tectrion, die gerade erst als eigenständiges Unterhnehmen am Markt tätig geworden ist. Sie ist hervorgegangen aus den Technischen Diensten der Bayer Industry Services, hat ihre Zentrale im Chempark Dormagen und einen Gesamtumsatz von 183 Millionen Euro. 275 der 1300 Mitarbeiter arbeiten am Standort Uerdingen.
"Wenn man das Bild des Hotels fortführt, sind wir diejenigen, die für den reibungslosen technischen Betrieb des Hauses verantwortlich sind", erklärt Michael Holzer, Leiter Marketing und Vertrieb bei der neuen Firma. Doch bei der Instandhaltung und Montage technischer Anlagen will man es nicht belassen. "Wir erarbeiten auch Verbesserungsvorschläge, mit denene man Kosten sparen kann. Und wir wollen diese Leistungen auch außerhalb des Chemparks anbieten." Dies lasse sich angesichts des Facharbeitermangels auch sehr gut an, so Holzer.