Lehre: Siemens bietet zehn Azubis zweite Chance

Altbewerber, Schulabbrecher und jugendliche Migranten haben im September ihre Ausbildung im Uerdinger Werk begonnen.

Krefeld. Drei Jugendliche sind angetreten, um über ihren dornenreichen Weg zum Ausbildungsplatz zu berichten. Sie und sieben andere zählen zu den 250 glücklichen Kandidaten in Deutschland, denen Siemens eine zweite Chance gibt.

"Die Zielgruppe besteht aus Altbewerbern, jungen Menschen mit Migrationshintergrund und solchen, die wegen schlechter Noten den ersten Zug verpasst haben", erläutert Siemens-Ausbildungsleiter Werner Franz. "Es ist erfreulich, dass nicht alle Unternehmen nur nach dem besten Notendurchschnitt schauen, sondern auch andere Fähigkeiten honorieren", lobt Peter Ewert.

Der Leiter der Agentur für Arbeit, der einst bei Siemens Industriekaufmann gelernt hat, ist froh, dass ein Drittel aller für NRW vorgesehenen Zusatzstellen in Krefeld bleibt. Die Agentur hat Siemens bei der Aktion unterstützt.

Zwei Industriekaufleute, darunter eine junge Frau, und acht Industriemechaniker haben im September zusätzlich zu den 23 "normalen" Azubis ihre Ausbildung im Uerdinger Werk begonnen - nach einer "Einfühlungswoche" in Olpe.

Serkan Ayaz (19) berichtet, er habe sich von Freunden zu leicht ablenken lassen, was letztlich zum Schulabbruch auf dem Gymnasium geführt habe. Nach diesem "Durchhänger" habe er den Realschulabschluss nachgeholt.

Ähnlich verhält es sich bei Thorben Jürgens (19), der außerdem die Unterstützung der Lehrer vermisste: "Die haben uns nur getriezt, statt aufbauende Hilfe zu leisten." Tim Knubben (26) schließlich traf der Schicksalsschlag von Krankheit und Tod der Mutter, der ihn aus der Bahn warf. "Erst nach der Bundeswehr habe ich mich wieder berappelt und den Realschulabschluss nachgemacht."

Die Umwege, die alle drei genommen haben, haben sie jedoch auch stark gemacht - auch wenn sie sich mehr Unterstützung der Eltern gewünscht hätten und mehr Interesse für das, was sie tun. So sieht denn auch Siemens-Werkleiter Rainer Bartl kein Risiko darin, die Jugendlichen einzustellen: "Sie haben bereits ihren Entscheidungsprozess hinter sich und wissen, was sie wollen", sagt er überzeugt.