Krefeld Siemens will in Krefeld 300 Jobs streichen

Siemens will in den nächsten Jahren 1700 Arbeitsplätze in Deutschland abbauen. Rund 300 Stellen sollen auch am Standort Krefeld wegfallen. Auf betriebsbedingte Kündigungen will das Unternehmen verzichten.

Siemens baut in Krefeld Züge für die Deutsche Bahn.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Krefeld/München. Tiefschlag für die Mitarbeiter von Siemens in Krefeld: 300 von rund 2500 Beschäftigten müssen gehen. Dies teilte die Konzernzentrale am Donnerstag in München mit. Über die Hintergründe soll die Belegschaft am Freitag um 12 Uhr von der Geschäftsführung informiert werden. Siemens baut in Krefeld Schienenfahrzeuge, auch der ICE 4 wird dort gefertigt. Es wird befürchtet, dass der Abbau von 300 Stellen der Einstieg in den Ausstieg sein könnte.

Im Zuge seiner Neuausrichtung will sich Siemens in Deutschland von 2700 Mitarbeitern trennen. 1700 Arbeitsplätze sollen gestrichen, weitere 1000 verlagert werden. Auf betriebsbedingte Kündigungen will das Unternehmen verzichten.

In einem Schreiben an die Mitarbeiter der Bahnsparte spricht Geschäftsführerin Sabrina Soussan von einer „unerfreulichen Nachricht“. Als Grund für den Stellenabbau nennt sie den stark gestiegenen Druck durch die Mitbewerber. Siemens habe wichtige Ausschreibungen verloren, „wegen unseres Preises, der zu hoch war“.

Laut Soussan reichen die bisherigen Maßnahmen nicht aus, „um die Kosten so weit zu senken, dass wir damit mindestens auf das Kostenniveau unserer Wettbewerber kommen“. Die Konkurrenz habe durch die Verlagerung von Wertschöpfung in Länder mit einem niedrigeren Lohnniveau einen signifikanten Preisvorteil erzielt, das sei auch ein Teil des Siemens-Weges. Heinz Spörk, Vorsitzender des Siemens-Betriebsrates in Krefeld, will sich erst nach der heutigen Informationsveranstaltung äußern.


Dass Siemens in jüngster Zeit Großaufträge in der Türkei und Großbritannien nicht wie erhofft verbuchen konnte, hatte politische Gründe. Zudem geht die mittelfristig nicht optimale Auslastung des Krefelder Werkes auf Entscheidungen des Konzerns zurück: So wird der größte Teil des Auftrags zum Bau der 82 Züge für den Rhein-Ruhr-Express (RRX) nicht in Krefeld, sondern in Wien abgewickelt.

Der Konzern hatte den Auftrag im Volumen von 1,7 Milliarden Euro im März 2015 erhalten. Siemens hatte unter dem Motto „Züge für NRW aus NRW“ geworben. Als der Auftrag erteilt war, wurde bekannt, dass die Doppelstockwagen für den RRX aus dem Siemens-Werk in Wien kommen.

Aus Sicht von Siemens-Chef Joe Kaeser arbeitet die Bahnsparte nicht profitabel genug. Bereits 2014 versuchte er deshalb, den Bereich an den französischen Konkurrenten Alstom abzustoßen. Das Geschäft platzte. Seit Monaten wird nun über eine Zug-Allianz mit dem kanadischen Bombardier-Konzern spekuliert. Angeblich ist ein Gemeinschaftsunternehmen geplant. Unter wessen Führung, ist völlig offen.

Als Begründung für eine mögliche Ausgliederung der Bahnsparte hat Siemens immer auf die Konkurrenz aus China und den deutlichen Preisverfall verwiesen. In China haben sich die beiden größten Zughersteller zum neuen Giganten CRRC zusammengeschlossen. Es sei klar, dass die dadurch angestoßene Neuordnung zwangsläufig nicht auf dem momentanen Stand stehen bleiben könne, so Siemens-Finanzchef Ralf Thomas jüngst in einer Telefonkonferenz.