In Krefeld Wildernde Hunde werden für Wildtiere zum Problem
Krefeld · In den Krefelder Jagdrevieren häufen sich die Fälle von gehetzten und getöteten Rehen und Flugwild. Hundehalter haben oftmals ihre Tiere nicht im Griff.
In Corona-Zeiten drängt es noch mehr Menschen als sonst zu Spaziergängen in die Natur. Viele von ihnen streifen mit ihren unangeleinten Hunden durch Wiese und Wald. Immer häufiger kommen dabei Wildtiere zu schaden, werden bis zur Erschöpfung gehetzt oder gar zu Tode gebissen. Während laut Stadt im vergangenen Jahr nur ein Tier der Ordnungsbehörde gemeldet worden sei, sprechen die Jagdpächter und Jagdgenossenschaften im privaten Kreise von weitaus höheren Zahlen. „Allein in unserem Linner Jagdrevier haben wir im vergangenen Jagdjahr (Anmerkung: jeweils vom 1.4. des Vorjahres bis 31.3. des aktuellen Jahres) acht tote oder schwer verletzte Tiere gefunden, die anhand von Bissspuren durch Hunde gerissen worden sind“, sagt Christiane Maaßen.
Viele Hundebesitzer missachten die Anleinpflicht in der Natur
Als Jagdausübungsberechtigte geht sie als Helferin ihrem Mann Dieter zur Hand, der gemeinsam mit einem weiteren Linner Jagdpächter in diesem Revier ist. Sie betreuen das Jagdrevier und führen Hegemaßnahmen durch sowie jagdliche Dinge, die anstehen. Zum Beispiel verletzte und kranke Tiere zu erlösen, aber auch eine zu große Population für ein Revier zu verringern. Christiane Maaßen ist täglich in ihrem Revier und schaut nach dem Rechten. Dabei findet sie nicht nur verletzte Kitze und Rehe, sondern auch Vögel und Flugwild wie Enten, Fasanen und Bodenbrüter.
Obwohl die Naturschutzgebiete mit dem höchsten Sicherheitsstandard per Schild gekennzeichnet sind sowie die Anleinpflicht von Hunden und das Nichtverlassen der Wege vorgeschrieben sind, hielten sich immer weniger Menschen daran.
Ein kritisches Gebiet dafür sei beispielsweise in der Nähe des Wasserwerks In der Elt nahe des Golfplatzes, wo die Bebauung in der Nähe endet. „Mein Hund macht ja nichts . . . . der tut nicht . . . . der beißt nicht“, kriege sie zu hören, wenn Leute dort ihren Hund unangeleint laufen lassen.
Wenn Hundebesitzer ihren neben sich frei laufenden Hund zu jeder Zeit abrufbar und unter Kontrolle haben, ist das für sie auch kein Aufrege-Thema. „Ich sehe jedoch immer mehr Hundebesitzer, bei denen das nicht so ist“, sagt Christiane Maaßen, die selber einen großen Hund besitzt.
Während ihr bei den Spaziergängen - schon an bestimmten Lauten - im Dickicht neben dem Weg kauernde Tiere auffallen und sie ihren Hund zu sich holt oder ausweicht, fehle vielen Spaziergänger dafür das Feingefühl. Hunde jedoch nehmen sofort die Fährte auf. Vor allem Rehkitze können in den ersten Tagen noch nicht laufen und drücken sich dicht auf den Boden und bleiben still liegen. Sie haben keine Chance zu entkommen, wenn sie gejagt werden. „Aber auch hochträchtige Rehe haben kaum eine Chance - und die Gefahr ist groß, dass sie auf befahrene Straßen laufen oder in Zäunen schwer verletzt enden.“
Auch Spaziergänger missachten ausgeschilderte Schutzgebiete
Nicht nur Jagdhunde, haben einen Jagdtrieb. „Jeder Hund hat genetisch diese Veranlagung“, erklärt Christiane Maaßen. Bei dem Hinterherhetzen werden Endorphine freigesetzt, sogenannte Glückshormone, die eine euphorisierende Wirkung auf den Hund haben. Die wenigsten Besitzer wissen, was ihr Hund tut, wenn er einem Wildtier hinterher läuft und nicht mehr zu sehen ist. Diese Rücksichtslosigkeit ärgert sie, denn Hundebesitzer haben nicht nur die Verantwortung für ihren Vierbeiner, sondern auch für das Gebiet, durch das sie laufen. Und mit geübter Impulskontrolle, könnten Hunde vor dem Losrennen gestoppt werden.
Nicht nur das Wildern von Hunden sei ein wachsendes Problem, sondern auch das rücksichtslose Verhalten von Spaziergängern. „Trotz Hinweise auf Naturschutzgebiete und besonders zu schützende Flora und Fauna laufen Menschen verbotenerweise am Latumer Bruch entlang - und stören die dort lebenden Tiere — nicht nur in Brut- und Aufzuchtzeiten.“