Kreis Mettmann Warmherziger Applaus zum Abschied
Kreis Mettmann. · Die Kreis-Dezernentin Ulrike Haase geht jetzt in den Ruhestand. Kollegen, Weggefährten und Freunde verabschiedeten sich von einer beeindruckenden Frau.
Am Ende standen alle auf und applaudierten. Dazu war kein Kommando nötig. Und kein langes Zögern ließ Zweifel daran empfinden, dass diese Geste tief empfunden war – spontan und ebenso warmherzig wie fast jedes Wort der vorausgegangenen zwei Stunden. Rund 120 Gäste waren Freitagvormittag ins Kreishaus eingeladen, um Ulrike Haase in den Ruhestand zu verabschieden. Die Erkratherin hat elf Jahre lang als Dezernentin die Bereiche Bau, Schule, Kultur, Gesundheit und Behindertenförderung geleitet – eine „Multifunktionsdezernentin“, wie Laudatoren ihre Aufgabenvielfalt scherzhaft beschrieben. Ihr Einfluss macht sich auch in den Städten bemerkbar, zeichnete sie doch für den Bau der Kreisstraße (K) 20 in Gruiten, die K 18 in Mettmann, den Bau der integrativen Kindertagsstätte Kirchendelle in Mettmann, die Tourismusmarke „Neanderland“ und den Masterplan Neandertal, den Panoramaradweg und den Neanderlandsteig ebenso verantwortlich wie für den derzeit noch laufenden Bau der Kreisleitstelle in Mettmann, das mit 29 Millionen Euro Baukosten größte Investitionsvorhaben des Kreises.
Ulrike Haase galt als faire
und engagierte Vorgesetzte
Ihr Vorgesetzter, Landrat Thomas Hendele, hielt eine sehr persönliche und mit Anekdoten gespickte Rede, die trotz unterschiedlicher Parteizugehörigkeit – Hendele ist CDU-, Haase SPD-Mitglied – eine gute Zusammenarbeit dokumentierten. Für sie wurde der Grundstein bereits weit vor der Dezernententätigkeit von Haase gelegt, war sie doch 1994 Ratsmitglied in Erkrath, als Hendele dort noch Erster Beigeordneter war. 2004 dann war sie im Landratswahlkampf seine Gegenkandidatin. Doch damals war sie eben auch „stets fair und ohne persönlich zu werden“. Das hinterließ bei Hendele einen derart guten Eindruck, dass er sie Jahre später selbst für das Dezernentenamt ins Spiel brachte.
Dass sie auch als Vorgesetzte fair und engagiert war, bestätigten elf Abteilungsleiter und Führungskräfte ihres Dezernats, als sie in einem überraschenden Auftritt die Buchstaben ihres Namens mit vielen positiven Eigenschaften in Verbindung brachten. Manche Mitarbeiter zeigten sich dabei den Tränen nahe.
Dem konnte sich auch Ulrike Haase nicht verschließen, die ebenfalls des öfteren mit den Tränen rang. „Das ist überwältigend, das haut einen aus den Schuhen“, sagte sie. Am Ende aber siegte ihr Lachen, und auch sie punktete in ihrer Rede mit Humor. Besonders eindrücklich erinnere sie sich aber an 2015, als der Kreis in aller Eile Platz für 300 Flüchtlinge habe schaffen müssen – und dies erfolgreich bewerkstelligt habe.
Dass sie selbst bei der Ankunft der Flüchtlinge über Nacht ihren Mitarbeitern zur Seite stand und bei der Registrierung und Übersetzung half – Haase spricht fließend Französisch – zollt Landrat Hendele bis heute Respekt ab. „Das war nicht in ihrer Stellenbeschreibung enthalten, aber das entsprach sowohl ihrem Arbeitsethos als auch ihrer Menschlichkeit“, sagte er.
Ulrike Haase bleibt stellvertretende Geschäftsführerin der Werkstätten des Kreises Mettmann für Behinderte (WFB) und will sich für den Bau einer Schule für berufliche Bildung in Mali engagieren. Hierzu werden sie und weitere Mitglieder von Kreistag und -verwaltung einen Verein gründen.