Bakterien freuen sich auf die gelbe Flut

Wenn Regen Blütenstaub in die Kanalisation spült, ist das kein Problem für Klärwerke.

Kreis Mettmann. Autos, Hausdächer, Fensterbänke, Straßen und Gehwege: Wohin der Blick auch geht oder was Hände draußen berührt — alles ist von einer dicken, gelben Schicht überzogen.

Vor allem Birken, Tannen und Fichten verbreiten seit Wochen ihren Blütenstaub in einem Maße, das nicht nur Allergikern schwer zu schaffen macht.

Und Regengüsse, die den gelben Belag abwaschen könnten, sind seit fast zwei Wochen ausgeblieben. Für Mittwoch haben die Wetterfrösche erstmals wieder Regen vorhergesagt. Bringt dann die gelbe Pollenbrühe, die durch die Kanäle rinnt, die Kläranlagen in Schwierigkeiten?

„Nein, das wird keine Probleme geben“, ist Hans-Bernd Schuhmacher sicher. Der Geschäftsführer des Bergisch-Rheinischen Wasserverbandes (BRW) geht davon aus, dass die 22 Reinigungsanlagen im Kreisgebiet die Einleitung der Blütenstaubmengen mühelos verarbeiten. „Das sieht allenfalls schlimm aus. Die Bakterien im Klärbecken freuen sich darüber. Das ist hochkonzentrierte Nahrung.“

Seit Anfang März hat es nicht mehr ausgiebig geregnet, entsprechend dürftig fallen die Einleitungen in die Klärwerke aus. Zurzeit fließen ausschließlich die Abwässer aus Haushalten ein, die ohne Verdünnung durch Regenwasser eine höhere Schmutzkonzentration aufweisen — wiederum zur Freude der Bakterien. „Wir müssen nur darauf achten, ihnen immer genug Sauerstoff zuzuführen “, erklärt Schuhmacher.

Vom allgegenwärtigen Blütenstaub profitieren derzeit nur die Betreiber von Autowaschanlagen. Auch wenn es keine nachhaltige Wirkung hat, lassen viele Autofahrer ihre Wagen reinigen. „Das ist sinnvoll, vor allem, wenn noch die klebrigen Blütenrückstände dazu kommen“, sagt Bernd Cichonczyk, Pächter einer Tankstelle in Ratingen.