Die Ente, die ein Filmstar wurde
Der Liebe wegen kaufte sich Jürgen Corcilius 1963 seinen ersten Wagen. Der spielte später im Film „Morgens um Sieben ist die Welt noch in Ordnung“ eine Rolle.
Kreis Mettmann. Sie brauchte zwar vier Stunden, um von Wülfrath in die Eifel zu kommen, aber die Ente erfüllte einen guten Zweck: Sie hielt eine Liebe aufrecht — von Jürgen Corcilius und einer jungen Dame, die er in Mayen kennen gelernt hatte. Das war 1963. „Ich hatte meinen Grundwehrdienst in Mayen absolviert. In dieser Zeit hatte ich das Mädchen meines Herzens kennen gelernt“, erzählt Corcilius.
Als er nach der Bundeswehrzeit nach Wülfrath zurückkehrte, war für ihn klar: Er brauchte schnell einen fahrbahren Untersatz — Modell, Baujahr, Farbe, das spielte für den damals 23-Jährigen keine Rolle. „Er musste mich nur nach Mayen zu meiner Liebsten und wieder zurückbringen. Und er sollte günstig sein.“
Auf der Jagd nach dem passenden Gefährt wurde Corcilius in Wuppertal beim Autohändler Funkenberg fündig: Da stand es, das 2 CV-Modell, im Volksmund Ente genannt. Gerade einmal 12,5 PS hatte sie, Spitzengeschwindigkeit: 80 km/h, bei voller Ladung nur noch 70 km/h.
„Aber ich hatte die Luxusausführung mit Fliehkraftkupplung, einigen Karosseriedetails wie Rillen auf der Motorhaube und extra Fensterscheiben hinten“, berichtet Corcilius und erinnert sich auch an eine Spanienreise, die er mit der Ente unternommen hat. „Mit einen Freund ging es dorthin. Dreieinhalb Tage waren wir unterwegs, da wir im Rhône-Tal zu heftigen Gegenwind hatten.“ Das hat die Ente schlicht überfordert. Sie brauchte eine Pause. Letztlich haben Corcilius und sein Freund das Ziel aber doch noch erreicht.
Doch nach drei Jahren, 1967, nahm Corcilius Abschied von seinem ersten Wagen. Seine Liebe in Mayen war da schon Vergangenheit. Die Ente hatte einen Schaden an der Kupplung. Corcilius gab die Ente in Zahlung und kaufte sich eine Dyane.
Es gab aber ein Wiedersehen: Eines Tages kamen Freunde zu Corcilius und sagten, sie hätten den 2 CV in dem Film „Morgens um Sieben ist die Welt noch in Ordnung“ mit Diana Körner gesehen. „Zuerst dachte ich, die wollten mich veräppeln. Aber sie besorgten mir den Film. Und da sah ich sie — meine Ente“, erzählt der heute 70-Jährige. Dass es sein erstes Auto ist, das in dem Film zu sehen ist, daran hat Corcilius keinen Zweifel: „Es gibt Details, die nur meine Ente hatte und die ich wiedererkannt habe, wie eine Beule in der Front, die doppelreihige Stoßstange oder eine Fahrradklingel am Außenspiegel der Fahrerseite.“ Zudem würden auch die Daten von der Abgabe des Wagens und dem Erscheinen des Films passen. „Gedreht wurde in Wülfrath-Düssel und in Wuppertal-Dornap. Das Team hat sicherlich hier in der Gegend nach einem passenden Wagen Ausschau gehalten.“
Die Videokassette mit dem Spielfilm hat Corcilius heute noch. „Denn wer kann von seinem ersten Auto schon behaupten, dass es zu einem Filmstar geworden ist.“