Augenarzt lehrt jetzt das Fliegen

Nach mehr als 30 Jahren verkaufte Mediziner Jens Owczarek seine Praxis und gründete in Hochdahl eine Ultraleicht-Flugschule.

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Erkrath. „Mein Vater war Ingenieur und hat immer vom Fliegen erzählt“, erinnert sich Jens Owczarek an seine Kindheit. In ihr hatte seine Sehnsucht nach der „grenzenlosen Freiheit über den Wolken“ ihren Ursprung. „Nach dem Abitur habe ich mich bei der Lufthansa und gleichzeitig an der Uni für ein Medizinstudium beworben. Bei der Lufthansa war ich einer von 15 000 Bewerbern und somit hatte sich das dann erledigt.“ Doch auch, wenn es mit dem Pilotenberuf nicht klappte — die Sehnsucht blieb.

Während der Studienzeit besuchte er ein Flugplatzfest und leistete sich für zehn Mark einen Rundflug. „Das war ein einschneidendes Erlebnis“, erzählt er und grinst, denn bei einem gewöhnlichen Rundflug blieb es nicht: Nach ein paar Minuten in der Luft konnte Owczarek den Piloten überreden, mit ihm an Bord Kunstflug zu fliegen. Die Spucktüte habe er nicht benötigt, versichert er.

Der spektakuläre Flug stachelte seine Leidenschaft erst richtig an. Owczarek lernte Fliegen, machte die Privatpilotenlizenz und verband sein medizinisches Wissen mit dem Hobby, indem er unter anderem bei Airbus, Boeing und beim Deutschen Aeroclub Piloten über das menschliche Leistungsvermögen aufklärt. „Der Mensch ist nicht fürs Fliegen geschaffen“, fasst er seine dortigen Vorträge zusammen: „Es gibt aber Techniken, die das Leben in großen Höhen möglich machen.“

Seit zwei Jahrzehnten fliegt Jens Owczarek nicht nur selbst, sondern bereitet als Fluglehrer und Ausbilder auch Flugschüler auf ihre Lizenzprüfungen vor. „Wenn ich von etwas begeistert bin, reiße ich andere gerne mit“, antwortet er auf die Frage, warum es nicht beim Fliegen als Hobby blieb, sondern daraus seine neue Berufung wurde.

Vor sechs Jahren hängte er dann seine Augenarztpraxis in Hilden an den Nagel. „Und als ich schließlich alt genug war, auch meinen Beruf als Headhunterin aufzugeben“, sagt seine Frau Claudia Birkheuer schmunzelnd, „wollte Jens endlich seinen Traum verwirklichen.“ Er gründete die Ultraleicht-Flugschule „Joy!Air“, die er vor rund anderthalb Jahren in Hochdahl im Büro seiner Frau eröffnete. 13 Flugschülern hat er bislang zur Lizenz verholfen. „Damit bin ich in eine Lücke gestoßen, denn eine Flugschule für Ultraleicht-Flugzeuge gab es hier in der Umgebung nicht“, sagt er. Inzwischen beschäftigt er fünf Fluglehrer, die an unterschiedlichen Standorten im Rheinland und Ruhrgebiet die Theoriestunden abhalten.

Die Praxis lernen Owczareks Schüler in Dinslaken, wo seine inzwischen vier Ultraleicht-Flugzeuge stehen. Mit den „fliegenden Rasenmähermotoren“, die man aus den Anfängen des Ultraleichtflugs kennt, haben die Maschinen nicht mehr allzu viel gemeinsam: In Owczareks zweisitziger „Impulse 100“ etwa sitzt man bequem wie in einem richtigen Flugzeug. Eine Plexiglaskuppel über den Köpfen gewährt dabei Schutz vor Wind und Wetter — und einen tollen Rundum-Blick. Jens Owczareks lockere Art der Wissensvermittlung und die Ruhe, die er behält, wenn der Flugschüler neben ihm erstmals den Steuerknüppel übernimmt, lassen seine Schüler in kurzer Zeit und auf einfache Weise das Fliegen erlernen. „Wenn man das Handwerkszeug kennt, ist es kinderleicht, ein Ultraleicht-Flugzeug zu fliegen“, sagt er: „Nach fünf Monaten hat man alle Handgriffe automatisiert.“