In Erkrath steht die Kunst am Wegesrand

Ab sofort können Spaziergänger entlang der Düssel neben einer idyllischen Landschaft auch Skulpturen auf sich wirken lassen.

Foto: Stephan Köhlen

Erkrath. Die gen Horizont ragende Bahnschwelle hinter der Stadthalle, die mehr als 100 Jahre sein soll, ist schon mal ein Hingucker. Hier hat allerdings kein Künstler Hand angelegt, sondern bloß der Zahn der Zeit genagt, erzählt Ralf Buchholz von der heimischen Künstlervereinigung Neanderart Group. Macht rein gar nichts — es ist ja ein schönes Objekt dabei entstanden, befand das Publikum bei der gestrigen Freigabe des knapp zwei Kilometer langen Skulpturenwegs entlang der Düssel.

Foto: Hupfer

Hans-Ulrich Zastrau, Seniorenrat

Der eigentliche Star der Eröffnung war allerdings eine Stele links neben der Stadthalle, die gestern feierlich enthüllt wurde, nachdem Bundestagsmitglied und Schirmherrin Michael Noll gemeinsam mit Vize-Bürgermeisterin Regina Wedding das Band zum Weg durchschnitten hatte. So viel Zeremonie muss sein für ein Projekt, das die beiden als „ganz tolle Sache“ lobten und nun darauf hoffen, dass es von den Erkrathern auch wertschätzend angenommen wird. Die Metallstele mit dem bunten Mosaik hinter Glas soll dabei helfen — sie soll leuchten, sobald es dämmert, will Blicke auf sich ziehen.

Ihr Schöpfer ist Hans Jürgen Rahlenbeck aus Solingen, denn auch das ist ein Merkmal des Weges: Es haben nicht nur Erkrather daran mitgewirkt, wie beispielsweise Ralf Buchholz selbst oder der Schreiner Frank Nicolay, der unweit der Düssel lebt und arbeitet. Auch Peter Sußner aus Monschau und Hans-Peter Wehage aus Ratingen sind — unter anderen — mit einer Arbeit vertreten. Wenn alles nach Plan läuft, erwartet die Neanderart Group auch noch eine prominentere Schenkung aus dem Nachlass von Georg Klusemann, Maler und Meisterschüler der Düsseldorfer Kunstakademie. Seine Tochter Caterina Klusemann führt das Ausflugscafé Neandertal No. 1 unweit des Neanderthal-Museums, hat Feuer gefangen in Sachen Erkrather Skulpturenpfad und will nun etwas Wind- und Wetterfestes dafür zur Verfügung stellen. Der jüngste Spender — alle am Weg Beteiligten arbeiten auf eigene Rechnung — ist der Erkrather Keramiker Niklas Gründker, der schon mehrere kleine Ausstellungen hatte und sich für den Düsselweg etwas ausgedacht hat, das von einem zum anderen Ufer reichen soll, aber noch nicht fertig ist.

Die Idee, die Pfade entlang der von der Verwaltung bislang recht stiefmütterlich behandelten Düssel aufzuwerten, ist schon seit mehreren Jahren Thema in der Stadt. Die Neanderart Group hat sich jetzt ans Werk gemacht, nachgebohrt und erreicht, dass Bürgermeister Christoph Schultz, der Fachbereich der Stadt und die Abwasserbehörde nach einer Begehung grünes Licht für das Skulpturenprojekt gegeben haben. Es soll sich künftig von Erkrath-Nord über die „Neue Mitte“ bis zum Toni-Turek-Station erstrecken — mit Unterbrechungen, denn die Düssel fließt nicht überall im Stadtgebiet frei, sondern ist teilweise überbaut.

„Viele Erkrather wissen gar nicht, was für ein Juwel sie mit der Düssel haben. Vielleicht ändert sich das ja jetzt, wo der Skulpturenpfad lockt, und die Stadt geht vielleicht endlich den Ausbau des dazugehörigen Wegenetzes an“, sagt Hans-Ulrich Zastrau vom Seniorenrat. Er und seine Mitstreiter setzten sich seit langem für den Ausbau der Wanderwege an der Düssel ein. Im Stadtentwicklungskonzept ist das eigentlich beschlossene Sache, umgesetzt wurde aber — mit dem Hinweis auf andere Prioritäten — bislang noch nichts.