Brauchtum: Unterbach I A — seit 55 Jahren
Die Karnevalisten haben zum närrischen Jubiläum eine Festschrift erstellt.
Unterbach. „Wir sind immer etwas mehr jeck als die anderen“, sagt Martin Beier. Der Mann vom Karnevalsausschuss kann das sogar belegen. Wie der Karneval in Unterbach gefeiert wird, hat er mit Lothar Bartsch zum närrischen Jubiläum (fünfmal elf Jahre) des Vereins erforscht. Ein dickes Hochglanzheft ist dabei herausgekommen, mit Fotos von Sitzungen und von allen Prinzenpaaren. Präsident Ulrich „Uli“ Stolzenberg ist darin noch als Prinz von 1975 zu sehen — zeitgemäß mit Schnauzbart. „Der elektrische Rasierapparat wurde zwei Jahre später erfunden“, witzelt Jochen Schulte, Prinz von 1959.
Schulte war schon 1957 dabei — bei dem, was Beier und Bartsch den „ersten Zug der Neuzeit“ nennen. Kurz vorher hatte die Presse noch geschrieben, in Unterbach gebe es nur einige „sogenannte Tanzveranstaltungen“. Aktiv wurden die Narren, weil sie Geld für ein Kriegerdenkmal des Sportclubs sammeln wollten. Die Resonanz sei riesig gewesen, sagt Schulte: „Alle Vereine meldeten sich, weil sie mitmachen wollten. Sogar aus Erkrath kamen Gäste.“
Das freundliche Miteinander sei damals etwas Besonderes gewesen, obwohl die Orte zusammen verwaltet wurden: „Wenn die Erkrather nach Unterbach zum Fußball kamen, ging es in einem Boxkampf aus“, sagt Schulte. Beim Feiern war die Stimmung aber so gut, dass glatt vergessen wurde, die Eintrittsgroschen vom Fußballspiel des SC Unterbach gegen die Feuerwehr zu sammeln. Der Gedenkstein wurde später von Heinrich von Hymmen gestiftet.
1975 wurde alles anders. Da hieß das Motto „Wer wird denn weinen, wenn wir auseinandergehen“: Unterbach kam zu Düsseldorf, und der Sportplatz liegt inzwischen in Unterfeldhaus. Dirk Elbers und Arno Werner, die Bürgermeister zweier Städte, schreiben dem Karnevalsausschuss ihre Grußworte ins Heft.
Die Lektüre mag Jecken als Trost während der Sommermonate dienen. Immerhin können sie all die schönen Geschichten darin nachlesen. Das Lied „Oh, Du mein Unterbach“ findet sich abgedruckt, ein Bild belegt, wie es im Jahr 1957 zum ersten Mal gesungen wurde — von „Karl Knödl und seinen Carlos“. „Das ist unsere Hymne, die singen wir immer — ob einer stirbt oder geboren wird“, sagt Beier.
Warum im Unterbacher Karneval vom Eselsland die Rede ist, hat Bartsch endgültig geklärt: Esel hätten vor 100 Jahren Sand entlang des Eselsbachs zu Düsseldorfer Baustellen getragen. Als störrisch hätten die Unterbacher außerdem gegolten.
Die Termine für die nächste Session stehen schon im Heft. Unersetzlich für Sitzungen und Umzug seien die vielen Spender geworden, sagt Stolzenberg: „Ohne Unterstützung würde der Karneval den Bach runter gehen.“