Bürgerbus: Seit sieben Jahren Erfolgsmodell

Der Bürgerbus ist aus Alt-Erkrath nicht mehr wegzudenken. Gemeinsam feiert die große Familie aus Fahren und Fahrgästen den siebten Geburtstag.

Foto: Nicole Marschall

Erkrath. Die Atmosphäre zwischen Fahrern und Fahrgästen gleicht der in einer großen Familie, beschreibt Wolfgang Peter. Der Vorsitzender des Bürgerbusvereins ist wie elf seiner aktuell 18 „Kollegen“ seit den ersten Runden, die der Bus vor sieben Jahren durch Erkrath kurvte, dabei. Die ehrenamtliche Tätigkeit als Busfahrer macht ihm nach wie vor großen Spaß. „Unsere Fahrgäste sind unheimlich dankbar. Viele kennen wir inzwischen so gut, dass sie beim Einsteigen nur noch sagen ,Nach Hause, bitte’“.

Die Fahrer helfen den größtenteils älteren Fahrgästen beim Einstieg, verstauen Rollatoren und halten, auf Wunsch und wenn es der Verkehr erlaubt, zwischen zwei Haltestellen — ganz legal. Die Fahrgäste honorieren diesen Service mit Trinkgeldern und zum siebenjährigen Bestehen mit selbst gebackenen Kuchen und Geschenken. Auch am Bürgerbus-Geburtstag, an dem der Trägerverein ganztägig zu „Freifahrten“ einlud, ließen es sich viele nicht nehmen, ihre Fahrt zu bezahlen. Von den Trinkgeldern leisten sich die Vereinsmitglieder inzwischen jedes Jahr einen Betriebsausflug.

Seit seiner ersten Tour 2010 ist der Bürgerbus mehr als 260 000 Kilometer gefahren und hat über 185 000 Fahrgäste befördert, davon rund 25 Prozent mit Schwerbehindertenausweis. Statistisch ist damit die Fahrgastzahl pro Runde von 3,18 auf 12,15 Fahrgäste gestiegen, nennt Rudi Birkenstock, Vize-Vorsitzender und Pressesprecher, imposante Zahlen. Den Erfolg des Bürgerbuskonzepts sieht Wolfgang Peter sowohl in Erkraths Altersstruktur als auch in den geografischen Gegebenheiten mit den drei Hügeln vor der Haustür gegeben. „Anderen Bürgerbusvereinen geht es nicht so gut wie uns“, weiß er beispielsweise vom Niederrhein zu berichten.

Trotz Feierstimmung gab es gestern einen Wermutstropfen, denn eigentlich hätte die Geburtstagsfeier eine Doppelparty werden sollen: „Wir hatten vor, heute unseren sieben Jahre alten Bus zu verabschieden und gleichzeitig unseren neuen vorzustellen“, so der Vorsitzende. Doch der nötige Sonderumbau des neu bestellten Mercedes Sprinter dauert länger als erwartet. Erst Anfang November wird das neue Fahrzeug in den Dienst gestellt werden können. Bestellt wurde der Sprinter bereits vor dem Start der Diesel-Debatte. Gerne hätte der Verein auf ein Elektrofahrzeug umgestellt, doch bis jetzt sei kein passendes auf dem Markt. Auch die Reichweiten heutiger E-Autos seien für den Einsatz im Linienverkehr (der Bürgerbus fährt täglich rund 180 Kilometer) noch nicht ausreichend, erklärt Pressesprecher Rudi Birkenstock: „Somit blieb uns als Antrieb nur der Dieselmotor. Allerdings haben wir die neueste Motorengeneration Euro 6 mit AdBlue-Technologie bestellt. Das heißt, der Stickoxid-Ausstoß geht gegen null.“ Aber — da ist sich sein Vorstandskollege Wolfgang Peter sicher — „2024 werden wir ein Elektrofahrzeug haben“. Denn nach weiteren sieben Jahren rechnet er mit der nächsten Neuanschaffung. Gut 100 000 Euro kostet der neue Bus samt Umbau und Ausstattung mit Rückfahrkamera, Platz für zwei Rollatoren, Monitoranzeige und niedrigem Einstieg mit einer Stufe. Die Hälfte davon bezuschusst das Land, die andere Hälfte finanziert der Verein aus seinen Rücklagen.