Das älteste Gebäude Erkraths erzählt

An der Erkrather Straße, gleich gegenüber dem Friedhof, steht das sogenannte Heiligenhäuschen. Seine Geschichte reicht mehr als über 1000 Jahre zurück.

Foto: Dietrich Janicki

Erkrath. Oben wird gebetet und unten liegen die Knochen? Und dann soll es auch noch unterirdische Gänge gegeben haben? Um das Erkrather Heiligenhäuschen ranken sich so einige Mythen, die es durchaus zu einem kuriosen Ort machen könnten. Aber wie so oft gibt es unter den Toten einige, die sich zu Lebzeiten dazu geäußert haben. Und es gibt die Lebenden, die dann doch zu gänzlich anderen Ansichten kommen.

Foto: Sutton Verlag

Aber der Reihe nach. Wir wollen an dieser Stelle zumindest den Versuch starten, die wahre Geschichte des „Heiligenhäuschens“ zu erzählen. Und weil eine gute Geschichte immer einen guten Anfang braucht, geht der diesmal so: „Die Kapelle, worin das Glöckchen läutet, steht auf einem Hügel, worunter die Gebeine von vielen Erschlagenen ruhen. Es ist dies gewiss ein alter Grabhügel; in dessen Mitte könnte wohl ein ehemaliger Zenturio zwischen seinen Kriegsgefährten ruhen. Spuren von Mauerwerk habe ich darin entdeckt. Die Gebeine, welche ich aus diesem Hügel gegraben habe, kommen alle von großen Menschen und nur von Männern her. Auf diesem Felde ist sicherlich eine Schlacht in alter Zeit geliefert worden. An der Luft zerfallen die Knochen, die ihren bindenden Leim verloren haben, zu Staub und kleinen Stücken.“

Foto: Dietrich Janicki

Wer all das gesagt hat? Es war Erkraths wohl berühmtester Sohn, Johann Heinrich Bongard. Nun gut, der Mann hat sich vor allem mit der Behandlung von Augenkrankheiten einen Namen gemacht. Aber mit Knochen sollte er sich als Arzt doch auskennen. Und auch einen Laien braucht man nicht lange davon zu überzeugen, dass große Knochen von großen Menschen stammen müssen — und dass das oft Männer gewesen sein dürften. Männer ziehen in Schlachten und enden irgendwann im Grab.

Es wäre wirklich spannend, wenn das so gewesen sein sollte. Aber: Es gibt immer auch Leute, die all das ganz anders sehen. Und zu denen gehört Horst-Ulrich Osmann von der St. Sebastianus Bruderschaft. Die Schützenbrüder wurden von der Kirche mit der Pflege des Heiligenhäuschens betraut — sie tun das mit Leidenschaft und dem Bedürfnis, den Dingen auf den Grund zu gehen.

Horst-Ulrich Osman, St. Sebastianer

„Bei näherer Betrachtung der topografischen und baulichen Gegebenheiten merkt man sehr schnell, dass hier etwas nicht stimmt“, hegt Horst-Ulrich Osmann begründete Zweifel an den Worten des Dr. Bongard. Am Heiligenhäuschen habe es nie eine Glocke gegeben, und Bongard habe damals wohl eher die Schlickumer Kapelle gemeint, die nachweislich ein alter Begräbnisplatz gewesen sei. Der Hobbyhistoriker geht sogar noch weiter: Das Heiligenhäuschen sei nie eine Kirche im klassischen Sinne gewesen, sondern immer nur eine Andachtskapelle.

Und was die unterirdischen Gänge von Haus Unterbach über das Heiligenhäuschen bis zum Haus Bavier betrifft, ist sich wiederum die Heimatforscherin Hanna Eggerath sicher, dass das nur blanker „Blödsinn“ sein kann. Solche Gänge könne es wegen der Bodenbeschaffenheiten gar nicht gegeben haben. Was bleibt, ist eine kuriose Geschichte, von der niemand so recht weiß, wie sie sich nun wirklich zugetragen hat. Es bleibt also weiter spannend.