Der Wettergott hat ein Herz für Erkraths Narren
4000 Narren kamen am Samstag zum Umzug der Letzten Hänger — und bekamen sogar die Sonne zu sehen.
Erkrath. „Er hat ein knallrotes Gummiboot“ — schallt es aus den Lautsprechern und wird fröhlich von all denen mitgesungen, die sich auf dem Gerberplatz eingefunden haben, um den Karnevalszug zu begleiten. „Da haben wir noch mal die Sonne ausgepackt. Gerade noch rechtzeitig“, meint ein Mitglied der Karnevalsgesellschaft „Die letzten Hänger“, nachdem es nach einem ungemütlichen Vormittag pünktlich zu Beginn des Umzuges um 14.11 Uhr sonnig geworden ist.
Kleine Prinzessinnen und Cowboys, liebevoll geschminkte Schmetterlinge und respekteinflößende Piraten an der Hand von Mama oder Papa stiefeln aufgeregt mit (noch) leeren Taschen in den kleinen Händen zum Treffpunkt der bunten Wagen, der Musikkapellen und fantasievoll verkleideten Fußtrüppchen. Nach Angabe der Polizei schauen sich 4000 Narren den Zug an.
„Wir sind die Zugengelchen“, erklärt eine farbenfroh geschminkte Gruppe von Frauen mit schwarzen Perücken und roten Anzügen, die sich um den mit bunten Ballons verzierten Wagen der Freiwilligen Feuerwehr scharrt. „Wir sorgen dafür, dass während des Umzugs niemand unter die Räder kommt“, erklärt Silke Steinacker die Aufgaben der zwölf jecken Damen, die den Kinder- und Erwachsenenwagen zu Fuß begleiteten. Erdnussflips und Lutscher, Kaugummi und Brausestäbchen hatten sie eingekauft, um sie den Kindern zuzuwerfen. „Wir kaufen nur Sachen, die die Kids auch mögen. Sie sollen ja Freude haben.“
Und dann geht es los. Das „Wupper-Musik-Corps“ — die Musiker tragen weiße Schlumpfmützen auf dem Kopf — sorgt mit seinen Trommeln für ein musikalisches Feuerwerk, während sich der Zug in Bewegung setzt. „Erkrath wie im Märchenland — Straßen ohne Licht und Verstand“ steht auf einem Wagen. Andere protestieren gegen die Co-Pipeline und gegen Flächenfraß.
Dem Unterbacher Jugendrat marschieren die Gardemädchen hinterher, und die „Große Erkrather Karnevalsgesellschaft verteilt gelbe Tulpen an die Narren, während es von den Wagen Päckchen mit Papiertaschentüchern regnet und jede Menge Kamelle angeflogen kommt. Sehnsüchtig erwartet von den kleinen Jecken, die sie eifrig hamstern.
Heftig geschunkelt wird auf der Arche Noah, die mit lustigen Plüschtieren verziert ist. „Ein dreifaches Erkrath Helau“ wird eingefordert und von den jecken Erkrathern fröhlich und lautstark erwidert. Ein Clown-Pärchen zieht einen hölzernen Bollerwagen hinter sich her, der kunterbunt geschmückt ist.
Und die Neandertaler haben sich mit viel Fell und Pelz vortrefflich kostümiert. Die St. Sebastian-Bruderschaft ruft den Zuschauern lachend zu: „Wir grüßen von hier oben, und wenn Ihr ruft, dann werfen wir auch was. Also tut was für die Bonbons“.
Gezogen von einem großen Trecker rollen die „Düsselpiraten“ heran. Sie haben ihren Wagen in ein Piratenschiff verwandelt. Die schwarzen Segel stehen auf Halbmast, der Totenkopf ist nicht zu übersehen. Aber hier wird Seeräuberei betrieben, sondern großzügig verteilt. „Helau und iah — die DLRG Erkrath ist wieder da“, steht auf dem nächsten Wagen geschrieben, während aus dem Lautsprecher Musik kommt, die Lust auf einen Urlaub in warmen Gefilden macht.
Und kaum haben die Wagen den Platz verlassen, rollen schon die Kehrmaschinen heran. „Jetzt gehen wir noch ein Bierchen trinken“, meint ein Trupp von Männern mit Cowboyhüten. Die Feier geht weiter.