„Die Hauptschule hat Perspektive“
Es gibt immer weniger Hauptschulen im Kreis Mettmann. In Hochdahl glaubt Schulleiterin Karin Malzkorn an die Zukunft.
Erkrath. Die Wülfrather Hauptschule Wolverothe ist Geschichte, die Anne-Frank-Schule in Mettmann schließt 2017 ihre Pforten. In Hilden gibt es auch keine Hauptschule mehr. Das große Hauptschulsterben im Kreis Mettmann greift um sich. Fast schon wie ein gallisches Dorf wirkt da die Carl-Fuhlrott-Schule an der Rankestraße in Hochdahl. Stabile Anmeldezahlen und ein mehrfach ausgezeichnetes Berufsorientierungskonzept stimmen Schulleiterin Karin Malzkorn positiv: „Unser System hat Zukunft“, sagt sie im Gespräch.
Frau Malzkorn, wie erklären Sie sich, dass sich immer mehr Eltern von Hauptschulen abwenden?
Karin Malzkorn: Leider gibt es die landläufige Meinung, Hauptschüler hätten schlechte Zukunftsperspektiven. Alle wollen, dass ihr Kind Abitur macht. Das hängt natürlich auch mit dem gesellschaftlichen Leistungsdruck zusammen, der immer stärker wird. Dabei brauchen wir auch in Zukunft Bäcker, Friseure, Handwerker. Eltern sollten zu den Möglichkeiten stehen, die ihr Kind mitbringt. Das würde viele Situationen in Schule und Familienalltag deutlich entspannen.
Welchen Lerntyp findet man an Hauptschulen?
Malzkorn: Wir haben viele praktisch begabte Schüler. Manche haben ein eher langsames Lerntempo, sind dafür aber sehr zuverlässig. Hauptschüler beweisen oftmals ein hohes Durchhaltevermögen, sie lernen, sich durchzubeißen. Außerdem fühlen sich in unseren kleinen Klassen Kinder wohl, die mit den großen Schulsystemen überfordert sind.
Welche besonderen Hilfestellungen bietet die Schulform Hauptschule und ganz speziell die Carl-Fuhlrott-Schule?
Malzkorn: Für Kinder mit geringen oder gar keinen Deutschkenntnissen haben wir zwei Willkommens-Klassen, die von rund 50 Schülern besucht werden. Jedes Kind erhält je nach Sprach- und Vorbildungsniveau einen individuell zusammengestellten Stundenplan. Gemeinsame Unterrichtsstunden mit Kindern aus regulären Klassen funktionieren übrigens einwandfrei. Außerdem haben wir unterschiedliche Arbeitsgemeinschaften und Wahlpflichtunterricht, wo sich vor allem Informatik großer Beliebtheit erfreut. Besonders stolz sind wir auf unser Berufsorientierungskonzept, das schon viermal in Folge ausgezeichnet wurde. Hier ist die Hauptschule anderen Schulformen oft voraus.
Wie sieht dieses Konzept aus?
Malzkorn: Je nach Klassenstufe gibt es Schnupper- und Betriebspraktika. Wir haben sehr lebendige Kooperationen beispielsweise mit dem Handwerkerkreis und den Stadtwerken und bieten intensive Beratung, wenn es Richtung Schulabschluss geht.
Wo gehen die Hauptschüler nach ihrem Abschluss hin?
Malzkorn: Viele machen noch den mittleren Schulabschluss bei uns. Sechs Schüler des diesjährigen Abschlussjahrgangs haben sich für die gymnasiale Oberstufe qualifiziert. Sehr viele bilden sich an Berufskollegs weiter. Aber die Anzahl derjenigen, die direkt nach Abschluss eine Ausbildung beginnen, ist noch zu gering.
Was macht für Sie die Arbeit an einer Hauptschule besonders?
Malzkorn: Viele Grundschüler kommen enttäuscht zu uns und blühen dann regelrecht auf. Sie merken, dass sie gar nicht so schwach und schlecht sind, wie ihnen oft suggeriert wird. Außerdem macht es wahnsinnig Spaß, mit Jugendlichen an ihrer persönlichen Zukunft zu arbeiten.