Diskussion: Eine bunte Stadt ohne Graffiti
Arbeitskreis Tourismus will Farbschmierereien thematisieren. Und ein Bürgeraktionstag soll möglichst viele Initiativen bündeln.
Erkrath. Der nächste Bürgeraktionstag im März soll nicht nur dem Reinemachen dienen. Eine Diskussion solle angestoßen werden zu Graffiti und Werten der Gesellschaft, das kündigt Bernd Herrmann vom Arbeitskreis Tourismus in Erkrath (AkTiE) an. Die Initiative stellt sich erneut für die Organisation des „Dreck-weg-Tags“ zur Verfügung.
Aktionen von AkTiE gibt es seit drei Jahren, sagt Herrmann: „Das ist ein Saisongeschäft von Udo Kampschulte vom Lokschuppen Hochdahl und mir. Aber wenn wir rufen, kommen sie alle.“ Ziel sei, Tourismus in Erkrath zu fördern. Engagierte Bürger aus allen Stadtteilen würden mitmachen. Am Donnerstag traf sich der Kreis, Gastgeber war diesmal Marc Stosberg von der „Treffpunkt Leben“-Gemeinde in Unterfeldhaus. „Wir haben Mitglieder in allen Stadtteilen, deshalb wechseln wir die Treffpunkte“, erläutert Herrmann.
Mit Farbschmierereien hat der Busunternehmer Herrmann reichlich zu tun. Fünfmal schon wurde sein neuer, schneeweiß lackierter Reisebus von Unbekannten besprüht (die WZ berichtete). Nachbarn hätten ihn angesprochen, so Herrmann: „Die sagen: ,Die Wand oder mein Garagentor habe ich auch schon mehrmals gestrichen.’“ Er denke jetzt an eine Diskussion, etwa im kleinen Saal des Rathauses, führt Herrmann aus. Bürger und Polizei sollten eingeladen werden. „Man sollte auch angesehene Sprayer dazu holen“, sagt Stosberg. Denen gegenüber habe man Respekt in der Szene. Gegen jede farbabweisende Versiegelung von Wänden könnten die Sprayer Mittel finden, aber Werke angesehener Künstler würden nicht übermalt. An den Eisenbahnbrücken könnten sich Bilder beispielsweise auf die Geschichte der ältesten westdeutschen Eisenbahn beziehen.
Am Bürgeraktionstag sollten sich möglichst viele Vereine und Gruppen beteiligen, sagt Herrmann. In diesem Jahr seien rund 200 Helfer aktiv gewesen: „Man merkt das nicht, aber ich habe die Listen. Wir waren in allen Stadtteilen.“
Der Arbeitskreis habe sich bereiterklärt, die Aktionen erneut zu koordinieren: „Das ist wieder eine Arbeit der Stadt, die wir machen.“ Wert lege der Arbeitskreis auf Vernetzung. Dieter Becker von der SPD ist zum Treffen gekommen, Bettina Kemper vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) wirbt für Engagement zugunsten eines ausgeschilderten Radverkehrsnetzes: „Es geht nicht immer um den Bau von Radwegen. Das hat man in Erkrath noch nicht verstanden.“ Sie trifft auf Resonanz bei Kampschulte: „Beschilderung haben wir uns auf die Fahnen geschrieben.“
AkTiE kündigt an, nächsten Dienstag die zweite Auflage der Broschüre „Erkrath erleben“ an Bürgermeister Arno Werner zu übergeben. Das 2010 zum ersten Mal in privater Initiative veröffentlichte Heft sei deutlich dicker geworden, sagt Kampschulte: „Vielleicht bekommt die Stadt ja ein schlechtes Gewissen, dass sie das nicht macht.“