Ein Rocker im Seniorenrat
Timo Kremerius ist der neue Vorsitzende.
Erkrath. Timo Kremerius ist genau so, wie man sich einen Spät-68er vorstellt. Immer noch Fan von Udo Lindenberg, Status quo und Deep Purple. Bei den Rockstars von damals hat er sich auch ein bisschen seine Mähne abgeguckt, die ihm in silbernen Locken auf die Schultern fällt. „Ja“, sagt er, „mir haben tatsächlich schon Gleichaltrige geraten: ,geh erst mal zum Friseur, ehe Du mitreden kannst’.“
Kremerius fasst das als Kompliment auf. Er tanzt gerne aus der Reihe, besonders aus der Rentnerreihe. Dennoch hat er sich zum Vorsitzenden des Seniorenrates wählen lassen. „15 000 ältere Erkrather haben ein Anrecht auf eine Lobby“, sagt er. „Und ich denke, ich habe die soziale Kompetenz.“
Kremerius, seit 40 Jahren SPD-Mitglied, ist einer, der gerne anpackt: in der Schulpflegschaft, in Fördervereinen und im Förderverein für MS-Kranke in Erkrath. Damit unterstützt er seine Frau, die selbst von der Krankheit betroffen ist und den MS-Treff gegründet hat.
Jetzt will er für die Senioren seiner Stadt präsent sein, die Augen offenhalten, sehen, woran es hapert — zum Beispiel an öffentlichen Toiletten oder an einem Bürgerbus in Hochdahl. „Den könnten wir für die Willbecker Straße auch ganz gut gebrauchen“, sagt er. Vor allem aber möchte er mit deinem Demo-Stand alle zwei Wochen in einem anderen Stadtteil den Bürgern zeigen, dass der Seniorenrat für sie da ist.
In den Ausschüssen haben die Vertreter des Seniorenrates übrigens nur beratende Funktion. 18 Menschen ab 60 Jahre hatten sich am 3. September zur Wahl gestellt. Kremerius hat 1022 Stimmen von 3153 bekommen. Das war zwar keine einfache Mehrheit, aber letztlich war er der einzige, der bereit war, den Vorsitz zu übernehmen. Mindestens so gerne wie in den Seniorenrat wäre Kremerius wohl auch in den Rat als Vertreter eingezogen. Doch das hat nicht geklappt.
Trotz einiger Schicksalsschläge ist Timo Kremerius ein Mann der Tat geblieben. „Als ich meine Frau vor 37 Jahren heiratete, wusste ich schon, dass sie MS hatte“, sagt er. Auch die Tochter mit Down-Syndrom fachte sein Engagement an, anstatt es zu bremsen. Nach 45 Jahren Arbeitsleben als Kaufmann ist Kremerius heute ein Frührentner mit Elan, der Benefizkonzerte organisiert und Neuem gegenüber aufgeschlossen ist.