Erkrath will Schmuddelecken aufhübschen

Graffiti-Sprayer werden mehrere Stromkästen und Freiflächen im Stadtgebiet verzieren.

Foto: Achim Blazy

Erkrath. Wer sich bei solchen Nachrichten gleich Sorgen um Haus- und Garagenwände macht, kann sich sofort wieder entspannen: Für das „Urban Art Festival“ hat der Organisator, Ralf Buchholz von der heimischen „Neanderart Group“, ganz brav bei der Stadt um die Freigabe von Stromkästen, Unterführungen und Betonpfeilern gebeten. Es werden also keine anarchischen Horden mit Sprühdosen die Stadt heimsuchen, sondern alles soll ganz hübsch geordnet ablaufen, so das Versprechen des Ausrichters.

Ziel ist „die künstlerische Verschönerung einiger Schmuddelecken“, so steht es in der Vorlage zum Festival, die jetzt im Kulturausschuss diskutiert wurde. Und die Wandbilder sollen etwas mit der Stadt Erkrath, mit dem Neandertal, Natur oder Energie zu tun haben.

Das finden grundsätzlich alle Parteien gut. Ihre Vertreter haben die Verwaltung daher unisono beauftragt, dem Festival-Organisator „bei der Umsetzung hilfreich zur Seite zu stehen“. Damit es bei der Motivwahl keine subversiven oder ästhetischen Ausreißer gibt, ist allerdings „nach Freigabe der Flächen eine Abstimmung notwendig“, heißt es in der Vorlage.

Durch diverse Auflagen gezähmt, dürfen sie dann loslegen, die ortsansässigen Sprayer, vor allem „die Jugendlichen aus der Szene“ und ihre Freunde aus den umliegenden Städten. Wildwachsendes, illegales Sprayen und Übersprayen soll auf diese Weise verhindert werden, unterstreicht Ralf Buchholz.

Er betreut die im Stadtgebiet schon recht weit fortgeschrittene Verzierung von Stromkästen und will diese Reihe beim Festival fortsetzen, sofern sich weitere Material-Sponsoren finden. Das freut beispielsweise die CDU, die im Kulturausschuss anregte, dass auch die Kästen der Telekom einer Verschönerung unterzogen werden sollten. Dafür soll die Verwaltung jetzt den Kontakt mit der Firma suchen und den Weg freimachen. Weiter sollen die Unterführungen Schlüterstraße und Kreuzstraße für das Festival freigegeben werden, ebenso wie die Betonpfeiler der Brücke am Planetarium. Für diesen markanten Punkt in der Stadt gibt es allerdings konkurrierende Begehrlichkeiten, denn auch der Förderkreis Kunst und Kulturraum Erkrath um Wolfgang Sendermann ist in Sachen Brückengestaltung aktiv und meldete im Kulturausschuss Interesse an der Pfeiler-Verzierung an. Ende vergangenen Jahres hatte der Kreis bereits Graffiti für die Fußgängerbrüche an der Haaner Straße organisiert, mit Motiven des Neanderbads, des Eisenbahn- und Heimatmuseums und des Neandertal Museums. Gestaltet hat sie der Düsseldorfer Damian Bautsch, der den Wettbewerb zur Verschönerung der städtischen Trafos für sich entschieden hatte und auch die Märchenlandschaft an der Seniorenwohnanlage Rosenhof gestaltete. Der Ausschuss hat die Verwaltung beauftragt, zwischen den ambitionierten Stadtverschönerern zu vermitteln.

Geht es nach dem Veranstalter Ralf Buchholz, soll das „Urban Art Festival“ übrigens keine einmalige Angelegenheit sein, sondern könnte 2018 schon fortgesetzt werden. Immer vorausgesetzt, dass sich Sponsoren finden.