Erkrath Erkrather schreibt Buch zu Bildhauer Breker

Erkrath · Hobby-Autor Manfred Bicker forscht über den Bildhauer Arno Breker. Auch das Wirken des Künstlers in der Zeit des Nationalsozialismus ist dabei ein Thema.

Aus Manfred Bickers Beschäftigung mit dem Düsseldorfer Bildhauer Arno Breker ist auch ein Buch entstanden.

Foto: Nicole Marschall

. Manfred Bicker war auf der Suche nach Kunstobjekten in Düsseldorf unterwegs, als er auf den versteckt hinter hohen Bäumen und Sträuchern gelegenen Privatgarten der Nachkommen Arno Brekers stieß. Wie der Archäologe Howard Carter bei der Entdeckung des Grabes von Tutanchamun habe er sich da gefühlt, berichtet der Hobbyfotograf und -autor, der damals an einer Fotodokumentation über sinnliche Kunstobjekte arbeitete.

Von Brekers an die griechische Antike erinnernden Skulpturen war Bicker sofort angetan. „Ich fand die Figuren vom ersten Augenblick an schön“, schwärmt er – und arbeitete sich in die Brekers Geschichte ein, der auf dem Höhepunkt seines Schaffens viele Auftragsarbeiten für die Nationalsozialisten übernommen hatte. Sein Stil passte hervorragend ins NS-Konzept: makellose, sportliche Körper als Sinnbild für den „gesunden, arischen Menschentyp“.

Brekers monumentale Figuren wurden als „formgewordene Weltanschauung“ proklamiert. „Hitler soll ihn sogar als seinen Lieblingsbildhauer bezeichnet haben“, sagt Manfred Bicker und findet, dass die Auseinandersetzung mit dem umstrittenen Künstler Breker gerade jetzt wieder hochaktuell ist: „Verdrängen und Vergessen führt dazu, dass die rechte Szene immer stärker wird. Jüdische Synagogen sind in unserem Land wieder in akuter Gefahr, die Exporte unserer Rüstungsindustrie steigen und unsere Waffen kommen weltweit zum Einsatz“, zählt er auf.

Neben den Arbeiten im privaten Skulpturengarten von Brekers Erben zeugen in Düsseldorf nicht allzu viele Werke von Brekers Schaffen. Die „Aurora“ im Ehrenhof ist wohl das bekannteste, gefolgt von der Matthäus-Figur an der Matthäikirche. Außerdem hat Bicker auf Gräbern im Nordfriedhof einige von Breker geschaffene Plastiken entdeckt. Auch Brekers eigenes Grab ziert eine seiner Arbeiten. Und dass Breker auch als Architekt tätig war, ist heute noch an dem denkmalgeschützten Bürokomplex Jägerhofstraße Nummer 21 in Düsseldorf-Pempelfort zu sehen.

„Die wenigen in Düsseldorf öffentlich zu sehenden Arbeiten werden hier nicht als solche wahrgenommen“, meint Bicker. Das ist für den Hobbyautor jedoch keine legitime Art der Vergangenheitsbewältigung. Daher ist Bickers Buch mit dem Titel „Arno Breker in Düsseldorf (eine Spurensuche)“ auch keine Dokumentation, sondern eine persönliche Stellungnahme, in der der Hobbyautor eine Trennung zwischen Brekers künstlerischem Schaffen und der nationalsozialistischen Vergangenheit Deutschlands fordert.

Seine Recherchen haben den 78-Jährigen nachdenklich gemacht. Kritiker, die Breker als „Bildhauer des Bösen“ deklarieren, verkennen laut Manfred Bicker die Tatsache, dass sich „der weitaus größte Teil unseres Volkes ebenfalls schuldig gemacht“ habe. Bei der Arbeit an seinem Buch reifte in Bicker die Erkenntnis, „dass unsere Schuld aus der grauenhaften Vergangenheit niemals abgetragen werden kann.“ Als moralische Konsequenz daraus sieht er Deutschland in der Verpflichtung, die führende Rolle bei weltweiten Hilfsaktionen zu übernehmen. Nur Schuld- oder Reuebekundungen reichten nicht aus.

Bicker hofft auf ein Umdenken, auch mit Blick auf Arno Brekers Werke. Gerade in Düsseldorf, der Stadt, in der Breker studiert und einen großen Teil seiner Lebens- und Schaffensjahre verbracht hat.