Freiheit für Bäche und Flüsse
Die Stadt muss eine europäische Richtlinie umsetzen, die Fließgewässer in naturnahen Zustand zurückbringen will.
Erkrath. Es sind nur fünf Schritte über die Düssel vom Waldweg hinter der Albert-Schweitzer Hauptschule bis zum gegenüberliegenden Ufer am Rosenberg. Gerade zwei Meter unter den Bohlen der Holzbrücke gurgelt der Bach. Diese Brücke muss die Stadt umbauen, das folgt aus einer europäischen Richtlinie. „Ziel ist, die Fließgewässer wieder in einen naturnahen Zustand zurückzubauen“, sagt Heinz-Peter Heffungs, Leiter des Tiefbauamts und Betriebsleiter des städtischen Abwasserbetriebs.
„Es geht um die Durchlässigkeit der Bäche für Tiere“, sagt Heffungs. Von der Mündung bis zur Quelle sollen sich Fische, Krebse und Kleinlebewesen möglichst frei bewegen können. Wenigstens abschnittsweise müssen sie sich in geschützte Bereiche zurückziehen können. Tageslicht muss auf das Wasser fallen, die Fließgeschwindigkeit darf nicht zu schnell werden.
Einiges lasse sich leicht umsetzen, führt Heffungs aus. Totholz in den Fluss zu bringen oder dort zu belassen sei einfach, Ufermauern könne man entfernen. Erlen und Büsche könnten die Bachbetten naturnah befestigen, denn die Bäche sollten weiter bestimmten Verläufen folgen: „Niemand möchte aus Erkrath wieder einen Sumpf machen“, sagt Heffungs.
Die Änderungen entlang der Bäche werden Geld kosten, aber die Stadt hat keine Wahl. An der Brücke hinter der Hauptschule etwa seien die Widerlager zu dicht am Bachbett. Die Brücke müsse so umgebaut werden, dass sie weiter oben an der Böschung aufliegt, den Fluss nicht einengt. „Das ist teuer, aber machbar“, sagt Heffungs.
Richtige Probleme erwarten die Planer beim Durchlass des Eselsbachs unter der Autobahn A 46 oder bei der Unterquerung des Hubbelrather Bachs unter der S-Bahntrasse der S 28: „Da habe ich Schwierigkeiten, mir vorzustellen, wie das gehen soll“, sagt Heffungs.
Die Richtlinie gibt es seit rund zehn Jahren, erläutert der Ingenieur: „Das wird jetzt aktuell. Bis 2027 muss das umgesetzt sein.“ In planerischer Hinsicht sei diese Zeit schnell vorbei. In einem ersten Workshop hätten Vertreter der umliegenden Städte und der Bergisch-Rheinische-Wasserverband besprochen, was überhaupt unter dem Begriff „naturnah“ zu verstehen ist. „Wir leben in einer Kulturlandschaft“, sagt Heffungs. Naturbelassene Stellen gebe es hier nicht. Anhand von Karten und Fotos haben die Experten untersucht, wo Probleme entlang der Gewässer bestehen.
Als Nächstes soll ein Ingenieurbüro die Kosten schätzen. Damit sei noch nicht geklärt, wer die Umbauten bezahlen wird, fügt Heffungs hinzu. Bei der Dammer Mühle an der Düssel etwa könnte eine Fischtreppe nötig sein. „Da sprechen wir mit den Eigentümern“, sagt Heffungs.