Herzliche Charaktere und große Gefühle in der Stadthalle

Die Zuschauer feierten die schauspielerische Leistung in dem Theaterstück „Das Haus am See“.

Foto: Kempf/Achim Zeppenfeld

Das Theaterstück „Das Haus am See“ von Ernest Thompson, ein amerikanischer Welterfolg mit Übersetzungen in 28 Sprachen, wurde so ergreifend in Szene gesetzt, dass das Erkrather Theaterpublikum nur staunen konnte. Interpretiert wurden diese großen Gefühle von überzeugenden Leistungen großer Schauspieler. Mit Volker Brandt und Viktoria Brams wurden die Rollen von Norman Thayer und seiner Frau Ethel hervorragend besetzt. Norman war dabei, seinen 75. Geburtstag im Haus am See zu feiern. Den Wissenschaftler hatten jedoch erste Anzeichen einer Demenz ereilt. Er bemerkte diese geistige Schwäche früher als seine ihn liebevoll begleitende Frau. Tatsächlich war er in der Lage, seine Gefühle zu artikulieren: „Ich habe Angst vor der Angst“, sagte er, als er vom erfolglosen Erdbeerpflücken wieder nach Hause gefunden hatte. In solchen Momenten, die in dem Theaterstück nicht selten vorkamen, war es mucksmäuschenstill in der Erkrather Stadthalle.

An anderer Stelle erntete Normans bissiger Humor befreiende Lachsalven: Zum Geburtstagsbesuch war Tochter Chelsea mit ihrem neuen Freund Bill Ray (Momme Mommsen) gekommen. Der hatte panische Angst vor wilden Tieren draußen vor dem Haus am See. Auf die Frage, ob es hier Bären gebe, antwortete Norman: „Ja, der hat neulich eine alte Lesbe gefressen“.

Tochter Chelsea (Susanne Meikl) hatte ihre Kindheitsprobleme mit dem Vater. Als Kind hatte sie vermeintlich erfolglos versucht, es ihm recht zu tun. Seitdem fühlte sie sich als Versagerin. Jetzt, im Angesicht der väterlichen Schwäche, wagte sie es, ihre Gefühle auszudrücken. Und der demente Vater, der die Verletzungen seiner Tochter nicht einordnen konnte, sagte: „Und ich dachte, wir könnten uns einfach nicht leiden“. Die schauspielerische Leistung von Momme Mommsen zeigte sich in der Verwandlung von Bill, dem Zahnarzt-Liebhaber von Tochter Chelsea, zu Charlie Martin, dem etwas blöden Briefträger, der die Besucher im Haus am See ständig besuchte. Nur, weil er sie seit ewigen Zeiten kannte. Der konnte über alles lachen, ohne den geringsten Grund. Und damit war er das bewusste Gegenstück zum wirklich bissigen Humor des dementen Wissenschaftlers Norman.