Igel und Co schlafen sich durch den Winter

Im Naturschutzzentrum Bruchhausen herrscht Winterruhe. Amphibien sind in Winterstarre und Schildkröten machen ein längeres Nickerchen.

Igel „Harry“ musste sich erst einmal Winterspeck anfressen, bevor Karin Blomenkamp ihn in den Winterschlaf verabschieden konnte. Foto: Dietrich Janicki

Erkrath. Eigentlich hätte nur noch die Gute-Nacht-Geschichte gefehlt. Aber die brauchte „Mauritius“ dann doch nicht, um zur winterlichen Ruhe zu kommen. Dabei hatte Karin Blomenkamp schon ihre liebe Mühe mit dem maurischen Schildkrötenherrn. Dreimal am Tag lauwarm baden, das Licht langsam dimmen und die Futtermenge reduzieren: Das war der Tagesablauf für „Mauritius“ und seine beiden Artgenossen in den letzten Tagen vor dem Winterschlaf.

Nun machen die drei langsamen Zeitgenossen schon seit beinahe drei Monaten ein gemütliches Nickerchen in ihrer Laubkoje im Gewächshaus. Damit dürfte aber bald schon Schluss sein und das Wellness-Programm beginnt von vorn. „Wir müssen sie jetzt wieder aufwecken“, kündigt Karin Blomenkamp an. Natürlich muss auch das langsam und gemächlich vonstatten gehen. Schließlich will niemand einen Schildkröten-Burnout riskieren. Und die drei Herren haben mit den hiesigen Wetterkapriolen ohnehin schon genug zu kämpfen.

„Wir haben im Herbst eine lange Übergangszeit, in der die Tiere quasi ständig zwischen Wachsein und Schlafen pendeln“, weiß die Leiterin des Naturschutzzentrums. Sonnenstrahlen? Raus aus dem Laub! Regenwetter? Ach nee, lieber wieder rein. So ging es im Oktober ständig hin und her, bis dann endlich Ruhe war.

Jetzt wird es Karin Blomenkamp sein, die den schläfrigen Herrschaften wohlige Frühlingsgefühle beschert. „Sie ziehen jetzt erstmal wieder im Haus ein und wir helfen noch mit Wärmesteinen und Heizlampe nach“, verrät sie.

Derweil gibt es im Naturschutzzentrum auch noch einen anderen Bewohner, der besonderer Aufmerksamkeit bedarf. Igel „Harry“ musste sich in den vergangenen Wochen erstmal genug Winterspeck anfressen, um sich jetzt in die Winterruhe verabschieden zu können. „Als er im September bei uns abgegeben wurde, wog er gerade mal 170 Gramm“ erinnert sich Karin Blomenkamp. Nun hat Harry mit beinahe 600 Gramm schon ordentlich was auf den Rippen.

Ringsum das Naturschutzzentrum ist übrigens schon seit langem der Winter eingekehrt. Die Amphibien sind in die Winterstarre gegangen, die Echsen haben sich eingegraben. „Wenn der Winter besonders mild ist, kann es schon mal sein, dass sie zwischendurch wach werden“, erklärt Karin Blomenkamp. Mehr als ein müder Augenaufschlag kommt dabei allerdings nicht heraus. „Am ersten Frühlingstag sind sie aber wieder fit wie ein Turnschuh“, weiß die Leiterin des Naturschutzzentrums.

Derweil haben Ziegen und Schafe seit Wochen die Gartenarbeit übernommen und fressen sich durch die Biotope. Zottelige Winterbekleidung ist angesagt.

Und eines weiß Karin Blomenkamp im Winter immer ganz genau: Die Wetterprognose für die nächsten Tage. Denn wenn es knackig kalt wird, frieren rings um das Naturschutzzentrum die Wasserleitungen zu. Nicht nur die Auerochsen sitzen dann auf dem Trocknen, sondern auch viele der kleinen Tiere, die ihr Wasser in Schalen oder Trinkflaschen bekommen. „Dann müssen wir hier alles auftauen und laufen mit warmem Wasser aus der Gießkanne durch die Gehege.“