Kein Personal fürs Geflügel
Die Mitgliederdecke des Vereins für Rassegeflügel ist so dünn, dass jetzt die traditionelle Ausstellung abgesagt wurde.
Erkrath. Die Erkrather Rassegeflügelzüchter mussten in diesem Jahr auf ihre Schau verzichten. „Das ist sehr tragisch“, sagt der Vereinsvorsitzende Karl Wahnemühl. „Vier Mitglieder, die sich um die Organisation gekümmert haben, mussten sich kurzfristig beruflichen und familiären Verpflichtungen widmen. Wir konnten sie nicht ersetzen.“
Dabei war eigentlich schon alles klar. Die Plakate waren gedruckt, die Handzettel auf dem Erkrather Erntedankfest verteilt worden. 18 Züchter wollten unter dem Motto „Hochflug- und Rollertauben“ ihre etwa 200 Tiere im Bürgerhaus Hochdahl zeigen — darunter Kingtauben, Wiener Hofflieger, Steinbacher Kampfgänse und Peking Enten.
„Wir planen immer ein Jahr im Voraus. Eine Woche nach der vergangenen Schau sprechen wir mit der Stadt den Mietvertrag für die kommende ab“, sagt Wahnemühl, der neben den Züchtern auch den verpflichteten Preisrichtern aus Mönchengladbach, Leverkusen und Tönisvorst einen Korb geben musste.
„Die Schau ist das Lebenszeichen des Vereins. Viele wissen gar nicht, dass es in Erkrath Rassegeflügelzüchter gibt“, sagt der 74-Jährige, der selbst 48 Rassetauben hält — 24 Paare. „Wir haben zurzeit 20 Mitglieder. Das sind zu wenige.“
Denn wenn wie jetzt, einmal Mitglieder ausfallen, kann der Verein das nicht kompensieren. „Die anderen Mitglieder hätten aufgrund ihres Alters nicht beim Auf- und Abbau helfen können“, erklärt Wahnemühl. Er glaubt, dass es in der Bevölkerung viel Interesse an Rasse- und Geflügelzucht gibt. „Sich im Verein zu binden, steht aber auf einem anderen Blatt.“
Zudem sei es heutzutage nicht leicht, die Tiere zu halten — wegen der dichten Bebauung und weil die Menschen immer empfindlicher würden. „Sobald ein Hahn einmal zur Unzeit kräht, werden sofort die Gerichte bemüht“, sagt der Erkrather, der seinen vier Mitgliedern trotz der geplatzten Veranstaltung keine Vorwürfe macht.
„Es ging um existenzielle Dinge. Da kann man niemandem böse sein. Nächstes Jahr gibt es hoffentlich eine Schau.“ Einen Termin habe er bei der Stadt bereits reserviert.