Kochclub in Erkrath: Ohne Scheu am Backofen
Einmal im Monat kocht Karin Fink mit behinderten Frauen und Männern. Die haben ihren Respekt vor dem Umgang mit Messern und Gewürzen längst abgelegt.
Hochdahl. Mit einem breiten Lächeln begrüßen die Mitglieder des Kochclubs der Arbeitsgemeinschaft für Behinderte und Nichtbehinderte Erkrath ihre Gäste im Dorfcafé in Millrath. Das Essen ist fertig, der Tisch herbstlich und einladend gedeckt.
Jeder der acht Köche — es sind sieben Frauen und ein Mann — hat zwei Gäste eingeladen. Tante und Onkel, aber auch Eltern und Freunde sind gerne gekommen. Schließlich können sie sich wieder einmal selbst ein Bild davon machen, was ihre Kinder und Schützlinge so auf die Beine stellen.
Denn die Frauen und Männer sind geistig behindert. Einmal im Monat treffen sie sich unter der Leitung von Karin Fink, die auch die Arbeitsgemeinschaft Behinderte und Nichtbehinderte leitet. „Bei unseren ersten Treffen in der Küche war alles noch sehr schwierig“, erinnert sie sich an die Anfänge vor etwa zwei Jahren. „Einige von den Behinderten sind zum Beispiel Linkshänder. Die wussten gar nicht, wie sie die Messer halten sollten.“
Das hat sich längst geändert. Gemüse schneiden, Salat putzen, Hackfleisch anbraten — die Hobbyköche im Alter zwischen 22 und 42 Jahren haben ihre Scheu vor dem Herd oder auch dem Würzen der Gerichte längst überwunden.
Das haben sie auch bei ihrem jüngsten Treffen unter Beweis gestellt. Anderthalb Stunden haben sich Anni, Astrid und ihre Mitstreiter Zeit genommen, um herbstliche Gerichte wie Kürbissuppe, Kartoffelauflauf mit falschem Hasen und Sauce mit Fleischklößchen auf den Tisch zu bringen.
„Anni hat bei einem der vergangenen Treffen erzählt, dass sie jetzt seit 20 Jahren für die Hephata Stiftung auf dem Benninghof arbeitet“, sagt Fink. „Und da habe ich gesagt, das ist doch ein Grund zum Feiern.“ Und weil sich dann auch noch andere Frauen meldeten, die dort seit zehn und 15 Jahren arbeiten, haben sie zur „Kochorgie der Behinderten“ geladen, um dies gebührend zu feiern.
„Irgendwann macht ihr mir noch ’was vor“, sagt Karin Fink begeistert und lacht über den Spaß, den die Frauen und Männer haben. „Zu Beginn hatte ich schon etwas Angst und ließ sie gar nicht alleine an den Ofen. Aber es ist schön, zu beobachten, wie alle sich weiter entwickelt haben und das Kochen ihnen hilft, selbstständiger zu werden.“
Immer zwei arbeiten zusammen, teilen sich die anstehenden Aufgaben. Eigentlich wollte Karin Fink Behinderte und Nicht-Behinderte am Herd zusammenbringen, dafür unter anderem ihren Enkel einspannen. Der spielt freitags, wenn sie zum Kochen einlädt, inzwischen Handball. Und auch sonst ging dieses Konzept nicht auf.
„Das macht aber nichts. Denn Karin Fink und die acht Köche haben auch so „unheimlich viel Spaß“. Fink: „Das Schöne daran ist, dass ich sofort ein Feedback erhalte, wenn wir nach dem Kochen gemütlich beim Essen zusammensitzen. Die Frauen und Männer sind so unglaublich dankbar, und nebenbei haben wir viel zu lachen.“
Und nicht nur das. Denn nach dem Essen wird direkt das nächste Treffen geplant. „Wir überlegen, was geht und was sich gar nicht realisieren lässt. Ein Braten zum Beispiel braucht einfach zu lange“, sagt sie. Hilde beispielsweise mag vieles. „Aber vor allem Pizza und Möhreneintopf mit Frikadelle“, sagt sie. Die Einkäufe für die Kochtreffen organisiert ebenfalls Karin Fink.
Dass diese Nachmittage mit den Behinderten auch sehr anstrengend sind, verheimlicht Karin Fink nicht. „Wenn ich abends nach Hause komme, bin ich kaputt.“ Über Mitstreiter am Herd würde sie sich deshalb sehr freuen. „Aber ich brauche zuverlässige Mitarbeiter, auf die ich mich verlassen kann. Sonst hat die Unterstützung keinen Zweck.“