Mini-Flotte aus kleinen Bausteinen
Dieter Webers Leidenschaft ist das Modellbauen. Allein für sein erstes Schiff, die Bismarck, verbaute er 7000 Holzstreifen.
Ein bisschen verrückt sei er ja schon. Das sagt Dieter Weber von sich selbst. Und das dürfen wir auch schreiben, denn wir sollen ja bei der Wahrheit bleiben, schmunzelt er: Der Rentner baut Modellschiffe. Und zwar nicht gerade die Kleinsten.
Im Maßstab 1:100 stehen gleich mehrere Schlachtschiffe und Kreuzer in seinem Haus in Erkrath. 2,51 Meter lang, 36 Zentimeter breit und gut 65 Kilo schwer ist sein jüngstes Schätzchen, das er — nach mehr als sechs Jahren Bauzeit — vor wenigen Wochen fertiggestellt hat: die Tirpitz, das ehemals größte Schiff der deutschen Kriegsmarine.
Planke für Planke hat er auf dem Kunststoffrumpf des Schiffes verlegt, um ihm den letzten Schliff zu geben. Gut 7000 kleine Holzstreifen musste Weber dazu aufkleben. Auch sonst besteht die Tirpitz aus zahlreichen kleinen Einzelteilen. Sogar ein Trockendock hat er gebaut, um das Gewicht seiner Schiffe auszutarieren.
„Das ist schon wahnsinnig viel Arbeit“, sagt der begeisterte Bastler: „80 Prozent der Leute, die ein Modellschiff anfangen, kriegen es nie fertig.“ Für Weber ist jedoch die filigrane Arbeit gerade die Herausforderung, der er sich stundenlang unermüdlich widmet: „Das Bauen ist für mich das Tolle. Oftmals sitze ich bis nachts daran, ohne zu merken, wie die Zeit vergeht.“
Dieter Weber, Modellbauer
Die vielen kleinen Aufbauten, Schornsteine und Geschütze sind es, die ihn gerade an Kriegsschiffen so faszinieren — und das, seit über 50 Jahren. Angefangen hatte alles mit Sammelheftchen über die „Schicksale deutscher Schiffe“. „Ich war total fasziniert von den Fotos. Das hat mich bis heute nicht mehr losgelassen“, erzählt der Rentner.
1959 hat er sein erstes Schiff, die Bismarck, gebaut, 1968 dann die Scharnhorst. „Heute gibt es viel genauere Pläne als damals“, erklärt Weber. Mit diesen ist er dann vor wenigen Jahren noch mal an die Scharnhorst herangegangen und hat sie auf den neuesten Stand gebracht.
Manchmal zieht es Dieter Weber mit seiner Flotte auch ans Wasser. Auf dem Stinder-Teich beispielsweise lässt er seine Schiffe schon mal ihre Kreise ziehen. Im Vordergrund steht das für ihn allerdings nicht. „Schiffe fahren lassen, ist langweilig“, findet er: „Das kann jeder.“
Wenn es ihn im Bastelkeller nicht mehr hält, wechselt der ehemalige Malermeister vom Modellschiff zum Modellflieger! Auch davon nennt der Modellbauenthusiast gleich mehrere sein eigen, darunter einen historischen Doppeldecker, eine Junkers Stuka mit 7,6 PS, eine Kunstflugmaschine und — als absolutes Highlight — eine turbinenangetriebene A-10 Warthog Thunderbolt mit 2,70 Meter Spannweite, die locker 130 km/h macht.
Fliegen lassen wird er sie aber höchst wahrscheinlich nicht mehr: „Wir haben beim Bau nicht aufgepasst und nicht auf das Gewicht geachtet: Mit fünf Liter Kerosin wiegt das Flugzeug über 28 Kilo. Auf deutschen — und den meisten europäischen — Sportflugplätzen darf aber ein Aufstiegsgewicht von 25 Kilo nicht überschritten werden. So auch auf unserem Vereinsplatz in Köln-Porz“, erzählt er enttäuscht und verärgert über sich selbst.
Nun hofft er auf eine Sondergenehmigung. Andernfalls wird er sich schweren Herzens von dem nicht ganz günstigen Turbinenflugzeug trennen müssen.
In der Schweiz und in Österreich dürfte die schwergewichtige Thunderbolt an den Start gehen. Vielleicht findet sich dort ein neuer Besitzer. Weber liebäugelt schon mit einem ähnlichen, aber leichteren Modell.