Motto: Schlichten, nicht richten
Die Stadt Erkrath sucht Bewerber für das Schiedsamt. Klaus Dielmann ist bereits seit zehn Jahren dabei. Er berichtet aus dem Alltag seines Ehrenamtes.
Erkrath. „Wir handeln nach einem einfachen Grundsatz“, beschreibt Klaus Dielmann seine Arbeit als Schiedsmann, „Schlichten, nicht richten.“ Seit zehn Jahren arbeitet er für das Schiedsamt in Erkrath, ist zuständig für den Bezirk II, Hochdahl. „Nach meiner Pensionierung wollte ich ehrenamtlich arbeiten,“ erklärt er seine Motivation für diese zeitaufwendige Tätigkeit. „In meinem Beruf als Personaldirektor hatte ich schon einige Erfahrung im Streitschlichten, deshalb war Schiedsmann genau das Richtige für mich.“ Hauptsächlich Nachbarschaftsstreitigkeiten sind Dielmanns Metier. „Da geht es um Grillgeruch, bellende Hunde, Gartenzwerge“, erzählt er. Aber ein Drittel der Fälle sei auch strafrechtlicher Art: Hausfriedensbruch, Beleidigung, manchmal sogar leichte Körperverletzung.
Klaus Dielmann, Schiedsmann
In diesen Fällen ist das Schiedsverfahren verpflichtend, bevor eine Klage möglich ist. Einigen sich die beiden Streitparteien im Gespräch mit dem Schiedsmann nicht, stellt dieser eine Erfolglosigkeitsbescheinigung aus und der Fall geht vor Gericht. „Bundesweit scheitern etwa 45 Prozent der Fälle. Bei mir ist das etwas weniger, nur ein Drittel streitet anschließend vor Gericht weiter“, sagt Dielmann stolz. Diese gute Quote führt er auf seine sorgfältige Vorbereitung der Fälle zurück: „Ich spreche vorher sowohl mit dem Antragstellerals auch mit dem Gegner.“
Oft müsse er erstmal erklären, was ein Schiedsamt überhaupt ist, denn dieses sei in Deutschland immer noch recht unbekannt. Außerdem klärt Dielmann seine Klienten über die Risiken eines Prozesses auf — und über die oft hohen Kosten. Ein Schiedsverfahren kostet dagegen nur 40 Euro, von denen eine Hälfte an die Stadt geht. Die andere darf Dielmann behalten. Ein vergleichsweise geringer Lohn für die Arbeit, die er in einen Fall investiert. „Bis ein Schiedsverfahren durch ist, kann es bis zu drei Wochen dauern“, erklärt der Schiedsmann. Etwa 20 Fälle bearbeitet Dielmann pro Jahr. Hinzu kommen die sogenannten Tür- und-Angel-Fälle.
„Dabei gebe ich nur am Telefon den Ratschlag, sich doch einmal mit dem Nachbarn über den Streit zu unterhalten“, erläutert Dielmann, „In der Regel höre ich danach nichts mehr.“
Andere Fälle fordern hingegen mehr Aufwand. Oft führt Dielmann dann auch Besichtigungen vor Ort durch — etwa um zu überprüfen, ob ein Baum auch wirklich zu nahe an der Grundstücksgrenze steh. „Verhandlungsgeschick“, hält Dielmann für eine der wichtigsten Eigenschaften als Schiedsmann. „Und man muss immer neutral und sachlich bleiben.“ Schwer falle ihm das eher selten: „Schließlich kenne ich die Leute ja nicht, die da vor mir sitzen.“ Außerdem bekommt jeder neue Schiedsmann eine Begrüßungsmappe und einen Vorbereitungskurs durch den Bund Deutscher Schiedsleute.
Ab 12. Juli sucht die Stadt Erkrath wieder neue Schiedspersonen für die Schiedsamtsbezirke I, Erkrath und Unterfeldhaus, und II, Hochdahl. Auch Dielmann will wieder kandidieren, um fünf weitere Jahre Schiedsmann zu sein. Denn diese Tätigkeit hält er für wichtig. „Mein zweiter Grundsatz ist: Sich vertragen ist besser als klagen“.