Roland: „Gott hilft in jedem Fall“
Bernd Roland hat den Gebetskreis der Kirchengemeinde St. Johannes geleitet. Nun hat sich die Gruppe aufgelöst.
Herr Roland, Ihnen und den anderen Mitgliedern ist die Entscheidung, den Gebetskreis aufzulösen, sehr schwer gefallen. Was hat Sie dennoch zu dieser Entscheidung bewogen?
Bernd Roland: Zunächst einmal möchte ich deutlich machen, dass ich mich sehr freuen würde, falls sich doch noch jemand aus der Gemeinde fände, der das gemeinsame Gebet, dann natürlich in der für sie oder ihn entsprechenden Form, weiterführt.
Dass ich mich zu diesem Schritt entschieden habe, hat mit meiner tiefen Überzeugung zu tun, dass alles im Leben seine Zeit hat. Und ich habe schon länger gefühlt, dass es für mich Zeit ist, aufzuhören. Das war ein längerer Prozess und bis zu der endgültigen Entscheidung habe ich sehr mit mir gerungen.
Bitte erklären Sie uns doch, was der Ausspruch „Alles hat seine Zeit“ für Sie genau bedeutet?
Roland: Ich habe im Laufe meines Lebens immer wieder die Erfahrung gemacht, dass man darauf vertrauen kann, die richtige Entscheidung, etwas zu tun oder nicht, danach fällen sollte, was man in seinem Innersten fühlt.
Ziehen Sie diese Zuversicht, die richtige Entscheidung zu fällen, dabei aus Ihrem Glauben?
Roland: Ja, selbstverständlich. Und aus dem Gebet. Nicht nur aus dem persönlichen Zwiegespräch mit Gott, wie ich und wohl die meisten es führen. Indem man gemeinsam betet, kommt noch eine weitere Ebene hinzu.
Wie müssen sich Menschen, die nicht so tief wie Sie im Glauben verwurzelt sind, diese Erfahrung vorstellen?
Roland: Beim gemeinsamen Gebet lernt man die anderen in ihrem Glauben kennen. Das empfinde ich an sich bereits als Geschenk. Und außerdem erbittet man nicht für sich persönlich etwas, sondern für andere.
Können Sie bitte ein Beispiel geben?
Roland: Unserem gemeinsamen Gebet und den Fürbitten lag immer das Wort Gottes zugrunde. Wir haben immer eine Textstelle, in den letzten zwei Jahren zum Beispiel das Johannes-Evangelium gemeinsam gelesen, zugrunde gelegt und uns dann gefragt, was bedeutet das für unser eigenes Leben.
Wir haben immer einen Bezug gefunden, auch wenn die Texte über 2000 Jahre alt sind. Und die gemeinsam erarbeiteten Fürbitten leiteten sich dann immer aus der jeweiligen Textstelle ab.
Für wen oder was haben Sie denn beispielsweise gebetet?
Roland: Oft natürlich für Menschen aus der Gemeinde, von denen wir wussten, dass es ihnen schlecht geht. Aber auch für die Belange Erkraths, zum Beispiel, dass unser Rat und die Verwaltung die für die Stadt besten Entscheidung fällt. Aktuell natürlich auch für die Flüchtlinge, die aus Krisengebieten von überall in der Welt zu uns kommen.
Was unterscheidet diese Art des gemeinsamen Schriftenlesens und Betens von der im Gottesdienst?
Roland: Zum einen sind die Gebete und Fürbitten im Gottesdienst durch die Liturgie, wie das Vater Unser, oder durch den, der den Gottesdienst gestaltet, festgelegt. Wir haben uns unsere Texte selbst ausgesucht.
Zum anderen gewinnt man durch diese intensive Beschäftigung mit der frohen Botschaft Jesus Erkenntnisse für sich, die man sonst nicht gewonnen hätte.
Bitte nennen Sie auch dafür ein Beispiel.
Roland: Dass man nicht verzweifelt oder sich gar von Gott abwendet, wenn die im Gebet geäußerten Bitten nicht sofort oder manchmal auch gar nicht erfüllt werden. Gott hilft in jedem Fall, und oft auch anders als wir das erwartet hätten.
Diese Zuversicht und diesen Halt haben wir alle, die über Jahre beim Gebetskreis dabei waren, erlangen können.