Selbstverteidigung als Unterrichtsfach

„Nein“ sagen, Selbstverteidigung, Konflikte lösen. Das steht in den dritten Klassen der Gemeinschaftsgrundschule Sandheide auf dem Stundenplan. Der TSV Hochdahl gestaltet einen außergewöhnlichen Unterricht.

Foto: D. Janicki

Erkrath. In zehn Schulstunden lernen die Schülerinnen und Schüler der dritten Klassen der Gemeinschaftsgrundschule Sandheide, „starke Mädchen“ oder. „starke Jungs“ zu werden. Der TSV Hochdahl führt seine gleichnamigen Kurse zur Gewaltprävention in diesem Schuljahr erstmals speziell für die Drittklässler innerhalb der regulären Unterrichtszeit in der Schulsporthalle durch.

Selbstschutz- und Deeskalationsstrategien sowie der faire Umgang miteinander auf dem Schulhof und im Klassenzimmer sollen Mobbing vermeiden. Getrennt in Mädchen- und Jungengruppen lernen die Kinder anhand von Übungen und Rollenspielen, auf verbale und auch handfeste Übergriffe zu reagieren.

Susanne Schwarz, Sozialarbeiterin

„Ziel ist es, die sozialen Kompetenzen der Kinder zu stärken und ihnen zu helfen, Grenzen zu erkennen und auch zu ziehen“, erklärt Schulsozialarbeiterin Susanne Schwarzbach die Idee hinter dem von der Stadt Erkrath finanzierten Projekt. Deutliche Veränderungen im Verhalten der beiden teilnehmenden Klassen merke man bereits, sagt sie nach der neunten und vorletzten Kursstunde: „Die Kurse haben zur Team-Bildung beigetragen und der Zusammenhalt der Klasse ist stärker geworden.“

Dass das Gewaltpräventions-Training an der Schule für die Schüler kostenlos sind, hält Schwarzbach für sehr wichtig, denn nur so können viele Kinder von dem Wissen profitieren: „Beim TSV sind die Kurse kostenpflichtig“, weiß die Schulsozialarbeiterin: „Die würden unsere Schüler aus finanziellen Gründen nicht besuchen können.“

Eine frühzeitige Auseinandersetzung mit Konflikten und den Möglichkeiten zu deren Deeskalation sei für ein friedliches Zusammenleben ganz entscheidend, betont Gabriela Klosa, Leiterin des TSV-Jugendzentrums, die an der Grundschule Sandheide die Mädchengruppe leitet.

„Für mich ist wichtig, dass die Kinder etwas fürs Leben lernen“, sagt sie. Konflikte zu vermeiden und sich im Notfall verteidigen zu können, gehöre nicht erst seit den Vorfällen in der Silvesternacht in Köln dazu. Wie man sich bei Beleidigungen oder Angriffen verhalten soll, hat sie den 30 Schülerinnen spielerisch beigebracht. Denn trotz des ernsten Hintergrunds, soll der Kurs auch Spaß machen und Freude an der Bewegung wecken. „Wir haben gelernt, mit einem bösen Blick ‘Nein’ zu sagen“, erzählt Rania (8) und schnell schießen die Arme ihrer Mitschülerinnen in die Höhe, die berichten wollen, was sie noch alles gelernt haben: Passanten anzusprechen und sie um Hilfe zu bitten, wenn man in Gefahr ist, nennt Laureta (8) einen weiteren Punkt. Festen Stand suchen und sich im Zweifel mit Faust und Fuß verteidigen, laut und bestimmt „Nein oder Stopp“ sagen — auch zu Erwachsenen —, wenn jemand die Grenzen übertritt, oder weggehen, wenn jemand „nervt“ sind Möglichkeiten, die sie gelernt haben, um Konflikten aus dem Weg zu gehen.