Tafel weist Vorwürfe zurück
Es gab Beschwerden, dass der Verein berechtigte Personen von der Lebensmittelausgabe ausgeschlossen habe.
Erkrath. Beate Wirth, zweite Vorsitzende des Vereins Erkrather Tafel, macht aus ihrer Verärgerung kein Geheimnis. „Sie beleidigen uns“, sagte sie am Mittwochabend in Richtung der Mitglieder des Integrationsausschusses. Sie sagte es nicht allzu laut, dafür aber mit aller Deutlichkeit.
Das Gremium, das im Stadtteilbüro in der Willbeck tagte, hatte das Thema „Lebensmittelausgabe der Erkrather Tafel — Einführung einer Einkommensgrenze“ auf die Tagesordnung gesetzt. „Bei uns sind Beschwerden eingegangen, dass die Tafel Menschen die Ausgabe von Gemüse und Essen verweigern würde, die als Hartz-IV-Empfänger dazu berechtigt wären“, sagte Adelheid Heptner (BmU). Deshalb habe der Integrationsrat beschlossen, sich an die Tafel und deren ersten Vorsitzenden Jürgen Mann zu wenden.
Mann hatte im Sommer Post von einem Mitarbeiter der Stadtverwaltung bekommen, in der der Tafel der Vorwurf der „willkürlichen Benachteiligung“ gemacht wird. „Gegen diesen Vorwurf wehren wir uns vehement“, sagte Mann. „Wir sind bestürzt. Das ist eine ganz böse Anschuldigung.“ Seit ihrer Gründung 2001 habe die Tafel ganz klare Bestimmungen, wer berechtigt ist, in den Genuss der ausgegebenen Lebensmittel zu kommen. „Diese sind auch im Internet jederzeit nachlesbar“, sagte Mann. Ausnahmen würden allerdings keine gemacht. Jürgen Mann habe angeboten, jederzeit zu Einzelfällen Fragen zu beantworten oder diese vorab mit dem Integrationsrat zu besprechen. Auf dieses Entgegenkommen habe er zu seiner Verwunderung dann keine Antwort mehr erhalten.
Reinhard Knitsch (Grüne) bemühte sich, die Wogen zu glätten. „Dieses Schreiben, das Sie erhalten haben, kenne ich gar nicht“, sagte er. „Der Integrationsrat will die Tafel weder angreifen noch sich in deren Arbeit einmischen“, versicherte er. „Wir wollen nicht über Einkommensgrenzen diskutieren, sondern mit ihnen ins Gespräch kommen, damit wir als Vertreter des Integrationsrates auch Informationen weitergeben können.“
Jürgen Mann berichtete, dass sich 45 Frauen und Männer bei der Erkrather Tafel engagieren, dass etwa 100 Menschen zu jeder Ausgabe kämen, bei der 1,2 Tonnen Lebensmittel ausgegeben werden. Die Zahl der Bedürftigen sei steigend, momentan würden etwa 750 Frauen, Männer und Kinder von der Arbeit des Vereins profitieren. „Wir holen jeden Tag Lebensmittel bei Supermärkten und Bäckereien ab“, berichtete Mann. Zwischengelagert würden die Waren in einem Kühlraum an der Schmiedestraße.
„Es ist immer genug für alle da, auch für den, der als Letzter kommt“, sagt Jürgen Mann und erhielt schließlich viel Lob für die Arbeit des Vereins. Integrationsratsvorsitzender Konstantin Lajios sagte abschließend: „Die Wörter ,willkürliche Benachteiligung’ sind hier nicht gefallen. Wir sind sehr froh über die Arbeit der Tafel, alles andere scheint ein Missverständnis zu sein. Wir bedauern sehr, dass das so gekommen ist.“