Unterbach reißt die Erkrather Narren mit

30 Wagen und 20 Fußgruppen zogen durch die Straßen in Unterbach. Mit dabei: Viele Erkrather.

Foto: Dietrich Janicki

Erkrath/Unterbach. Zum Sonntagszug hatte sich der Himmel über dem Eselsland wolkenweiß kostümiert. Vor diesem neutralen Hintergrund konnte sich das bunte Narrentreiben noch einige Kleckse farbenfroher abzeichnen. In diesem Jahr des 60. Bestehen stand der traditionsbewussten Karnevalsausschuss Unterbach 1957 (KA) vor einigen unfreiwilligen Neuerungen. Als sichtbares Zeichen der erhöhten Sicherheitsvorkehrungen waren zwei Lkw vor dem Ortseingang am Zault platziert worden. Die rund 30 Wagen und 20 Fußgruppen des Zugs hatten sich hingegen auf der ruhigen Seitenstraße Am Strasserfeld zur Aufstellung einfinden müssen.

Hier ging es zunächst bergauf; das Zugmotto „Hoch hinaus mit viel Applaus!“ konnte hier als motivierender Gipfelruf dienen. Der übliche Vor—glühort auf dem ehemaligen Rewe-Gelände ist bereits Baugebiet. Allein die drei Triumphfahrzeuge der kleinen und großen Prinzenpaare und des KA schunkelten schon vor dem Zugstartschuss mitten auf der Gerresheimer Landstraße.

Auf dem KA-Wagen in Form einer gigantischen Karnevalskappe konnte Zugstimme Henrik Damgaard den Düsseldorfer Oberbürgermeister Thomas Geisel — im stilechten Outfit eines Franzosen auf der Tour — sowie dessen Gattin Vera — als Nationalfigur Marianne mitsamt phrygischer Mütze ausgestattet — begrüßen. Geisel rief die magische Formel des dreifachen „Unterbach — iA“ und wie von Geisterhand setzte sich der Zug in Bewegung.

Unentwegt in Schwingung hielten Prinz Rüdiger I. und Prinzessin Alex I. ihr Riesenschlüsselgefährt, mit dem das Bauteam um Sebastian Emde und Sebastian Scholl erneut ein Meisterstück in Ten Ofen geschreinert hatten. „Ihr tanzt ja wie die Flummies!“ rief Damgaard den tanzwütigen Tollitäten hinüber.

Die passende Swingmusik dazu lieferten die marschierenden Kapellen mit flotten Versionen von „Highway to Hell“ und „Jetzt tanzen alle Puppen“ oder die Konservenmucke aus der unübertroffenen Musikanlage der „Exprinzen“-Kutsche.

Schmuck kam auch der Madagascar-Schlitten des Kinderprinzen-Paares Linus I. und Tammy I. daher. Besucher von auswärts waren über den Erkrather Berg herbeigewandert oder hatten direkt zwischen Eselsbach und U-See geparkt, um dem Lindwurm beizuwohnen.

Von den Feiernden besonders bestaunt wurde die Pfand-Gruppentracht der Erkrather Kellerkinder, den Seriengewinnern des Kostümpreises Jecki, mit einem Bierkasten aus Sperrholz und menschlichen, in Filz gehüllten Kellerkids-Bräu-Flaschen. Da kam manchem die Zeilen in den Sinn: „Du herrlich schöner Ort…mit Deinen Menschen voll Humor und voll Gesang“ wie Emil Schweden und Karl Knödl über Unterbach in ihrem Schlager von 1959 texteten.