Verschiedene Religionen an einem Tisch

Drei Erkrather laden zur lebendigen Auseinandersetzung mit Sitten und Gebräuchen und religiösen Festen ein.

Foto: Nicole Marschall

Erkrath. So viel ist es gar nicht, was uns unterscheidet. Manchmal sogar nur ein Buchstabe in einem Namen! Unter dem Titel „Mariam trifft Maria“ hatten Erkraths interkultureller Berater Mohammed Assila, der Integrationsrat und der Fachbereich Soziales das Weihnachtsfest zum Anlass genommen, einen Dialog zwischen Christen, Moslems und allen anderen in Erkrath vertretenen Religionen und Kulturen anzustoßen.

„Wir wollen aufzeigen, dass wir viele Gemeinsamkeiten haben“, so Assila. Als Beispiel führt er Maria an: „Zu meiner eigenen Überraschung fand ich, dass Maria (arabisch: Maryam) über 70 Mal im Koran als fromme, vorbildliche und ehrwürdige Frau erwähnt wird. Zudem ist sie die einzige Frau, die im Koran namentlich genannt ist.“

Mit dem Ziel, miteinander ins Gespräch zu kommen und so den Frieden und die Zivilgesellschaft in der Stadt zu fördern, hatte Mohammed Assila gemeinsam mit Flüchtlingskoordinator Maximilian Guder und Pavel Vaysman vom Integrationsrat Passanten auf dem Hochdahler Markt zu arabischem Kaffee — gewürzt mit Zimt, Pfeffer und Muskat —, zu Plätzchen und Datteln eingeladen. Dabei ging es jedoch um wesentlich mehr als ums Kaffeetrinken oder Gemeinsamkeiten in Bibel und Koran zu finden.

Mohammed Assila, Stadt Erkrath

„Demokratie kann nur auf gebaut und gefestigt werden, wenn man in einen kontinuierlichen Dialog tritt — nicht nur punktuell nach Krisen“, so Assila. Bewusst will er gegen Rassismus, gleich von welcher Seite, und gewaltbereiten Salafismus steuern. „Über allem muss unser Grundgesetz stehen, denn es garantiert jedem von uns Meinungsfreiheit. Erkrath ist eine weltoffene Stadt. Der Islam ist dabei Teil unserer Gesellschaft geworden. Die Frage, die wir Muslime uns stellen müssen, lautet: Wie können wir zu dieser Gesellschaft einen verantwortungsvollen Beitrag leisten? Wir müssen rausgehen, uns öffnen und nicht immer in der Konsumentenrolle bleiben. Lippenbekenntnisse allein reichen da nicht. Um Demokratie zu leben, braucht es Aktionen, sichtbare Ansätze und Vertrauen.“

Vertrauen aufzubauen kann jedoch nur gelingen, wenn man sich gegenseitig kennenlernt. Sitten und Gebräuche — wie auch religiöse Feste — nicht nur zu akzeptieren und zu respektieren, gehöre dazu: Muslimische und auch alle andersgläubigen oder nicht gläubigen Familien sollten beispielsweise ihre Kinder bewusst an christlichen Festen wie Ostern oder Sankt Martin teilhaben lassen, rät Assila. Er und seine Frau haben Freude daran, Weihnachten mit ihren christlichen Freunden zu feiern: „Wir werden von Nachbarn und Kollegen eingeladen und genießen und schätzen das sehr.“ In dem Jahr, in dem die beiden in der Adventszeit in Marokko waren, vermissten sie die Weihnachtsbeleuchtung und den Duft nach Zimt, erzählt er. Aus allen Kulturen etwas mitzunehmen, sei eine Bereicherung, unterstreicht er: „Das ist unser interkultureller Komfort.“ Der interkulturelle Austausch muss beidseitig erfolgen. Erkrather Bürger gleich welcher Konfession lädt der interkulturelle Berater daher schon jetzt zum muslimischen Opferfest im kommenden August ein. Unter dem Motto „Ibrahim trifft Abraham“ will er dann wieder zum Dialog anregen und gleichermaßen den interkulturellen wie auch den interreligiösen Handlungsspielraum auffrischen.