Hier entsteht die nächste Generation Vorlesepaten Packendes Vorlesen ist erlernbar

Erkrath · Vorlesepaten gehen mit jungen Zuhörern auf Entdeckungsreise. Damit die aufregende Welt von Büchern und Geschichten erschlossen werden kann, gibt es eigene Schulungen für diese Vorleser.

Vorlesepaten kennen die Finessen des gekonnten Vorlesens.

Foto: dpa/Felix Kästle

Frühzeitige und begeisterte Entdecker der Bücherwelt finden oft leichter Zugang zum eigenständigen Lesen und können zu leidenschaftlichen Lesern werden. Wer erinnert sich nicht gern daran, eingekuschelt unter der Bettdecke von den Eltern vorgelesen zu bekommen und dann selig einzuschlafen. Manche Helden und Geschichten aus der Kindheit begleiten ein Leben lang.

Das Vorlesen von Geschichten bringt die große weite Welt ins Kinderzimmer. Die Reaktionen der kleinen Zuhörer – lachen, staunen, fragen – sind ein schöner Lohn. Die Möglichkeit, Geschichten und Wissen mit anderen, besonders mit Kindern, zu teilen, schafft eine gemeinsame Erfahrung, die erfüllend sein kann. Wer diese Ansicht teilt, sollte eine Vorlesepatenschaft erwägen.

Stimme und Betonung
beim Vorlesen entscheidend

Tipps und Tricks für dieses Amt und die Freude, die damit verbunden sein kann, wurden jetzt 25 Teilnehmern, darunter schon sechs potenziellen neue Paten, in einem Vorlese-Workshop der Stadtbücherei vermittelt. Geleitet wurde er von Wolfgang Richter, einem Logotherapeuten und ehemaligem Schulleiter. Er verstand es, sehr rasch eine persönliche und ungezwungene Atmosphäre entstehen zu lassen. Er demonstrierte anhand verschiedener Stimmstärken, wie man Sprache facettenreich gestalten kann, und vermittelte den Teilnehmern die Bedeutung der Art des Erzählens und Vorlesens.

Sie spielt eine entscheidende Rolle dafür, ob Kinder die Geschichten mit Freude und Spannung erleben. Jeder Gast hatte die Möglichkeit, aus den von Büchereileitern Anne Heimansberg-Schmidt zur Verfügung gestellten Kinderbüchern eine Auswahl nach persönlicher Präferenz zu treffen. In der Gruppe konnte man dann selbst beim Vorlesen erleben, wie Tonlage, Stimmmodulation, Lautstärkevariation und sogar die Körperhaltung auf die Zuhörer wirkten. „Die Art und Weise der Betonung wirkt bei Kindern, sie lieben alles, was Eindruck macht – aber auch die Pausen zwischen den Zeilen sind wirkungsvoll“, betonte der erfahrene Pädagoge Wolfgang Richter.

Derart ermuntert, lasen die Teilnehmer ohne Scheu kleine Sequenzen ihrer ausgewählten Geschichten und Bilderbücher vor, banden auch schon Gestik und Interaktion ein. Unterhaltsame Kinderliteratur war dabei, vom liebevoll, poetisch und humorvoll erzählten Band „Die Liebe wohnt auf Wolke Sieben“, von Sabine Bohlmann über das Mitmachbuch „Bist Du ein Monster“, (Guilherme Karsten, Uwe-Michael Gutzschhahn), dem frechen „Rabe Socke“ bis hin zu den Brüder Grimm und französischen Märchen.

Im geschickt strukturierten Workshop wurde konstruktives Feedback gegeben und es herrschte eine herzliche Atmosphäre, in der auch gerne gelacht wurde. Marion Spiritus schien viel Freude daran zu haben, dem Wolf und dem Siebenschläfer in ihrer Geschichte mit unterschiedlichen Stimmfarben Spannung zu verleihen. Sie und ihr Mann Thomas waren neu in der Gruppe. Beide verfügen über reichlich Vorlese-Erfahrung, da sie acht Enkelkinder im Alter von drei bis 18 Jahre haben. Oft lesen sie sich auch gegenseitig Geschichten vor, erzählten die beiden. Das Vorlesen sei für sie eine Art Familientherapie.

Teilnehmerin Katharina Schuba ist immer auf der Suche nach Vorlesematerial und möchte zusätzliche Techniken für ihre Vorlesestunden als Lesemutter in der Schule und auch für ihre Kinder Sophie, (6) und Emelie (10) kennenlernen. Sie freut sich auf ihre Tätigkeit als Vorlesepatin und auf die vierteljährlichen Informationstreffen. Für Wolfgang Richter brauche es dafür keine Perfektion. Kinder lernen durch Nachahmung. Wenn sie freudig vorlesende Eltern erlebten, stelle sich die Freude am Lesen und die Lesekompetenz ganz von selbst ein, so seine Überzeugung. Gemeinsam zu lesen sei eine sinnvolle und wertschätzende Beschäftigung mit Kindern. Sie bringe Ruhe und Fokussierung in den Tagesablauf – etwas, was vielen Kindern heute fehlt.