Wildernde Hunde reißen Rehe
Zwei Hunde streifen durch den Wald im Stindertal. Vier tote Ricken und Rehböcke sowie ein Kitz sollen auf ihr Konto gehen.
Erkrath. Gerissene Rehe, verängstigte Spaziergänger, nervöse Jäger: Rund um das Stindertal geht die Angst um. Seit Anfang März treiben in dem Naturschutzgebiet zwischen Alt-Erkrath, Hubbelrath und Unterbach zwei große herrenlose Hunde ihr Unwesen. Sie haben es auf die Wildtiere abgesehen. Mindestens vier Rehe und Rehböcke sowie ein Kitz gehen auf ihr Konto.
„Das sind definitiv Streuner“, sagt Jäger Winfried Edelmann. Der Jagdausübungsberechtigte des Hegerings Erkrath hat sie schon gesehen. „Aber nur aus der Ferne. Kaum hatte ich sie erspäht, waren sie auch schon wieder verschwunden.“ Um welche Rasse es sich handelt, weiß Edelmann nicht. „Sie sehen Belgischen Schäferhunden ähnlich — allerdings mit einem geringelten Schwanz.“
Der eine Hund — wahrscheinlich ein Rüde — ist schwarz-grau, misst in Höhe der Schultern etwa 50 Zentimeter und dürfte um die 35 Kilogramm wiegen. Der andere Hund — vermutlich eine Hündin — ist hellbeige, etwa 45 Zentimeter hoch und rund 25 Kilo schwer. „Das beigefarbene Tier zieht noch einen Teil einer Leine oder eines Strickes hinter sich her“, so Edelmann.
Das erste tote Reh war Anfang März auf der Deponie Hubbelrath gefunden worden. „Sie hatten es dort in einen Zaun getrieben“, sagt Jäger Edelmann. Das zweite wurde am 10. März in der Nähe von Gut Mydlinghoven in Hubbelrath entdeckt. Am 27. März töteten die beiden Streuner unterhalb des Dorper Weges zuerst einen Rehbock und dann ein Kitz. „Zunächst haben sie den Bock in die ehemalige Sandgrube getrieben und dort getötet. Dann scheuchten sie das Jungtier in einen Garten und verletzten es schwer“, sagt Edelmann. „Die verängstigten Gartenbesitzer hatten die Jagdszene mitbekommen und uns und die Polizei gerufen. Als wir eintrafen, waren die Hunde verschwunden. Das Kitz erlösten wir dann von seinen Qualen.“ Zwei Tage später, am 29. März, dann das nächste Opfer: Erneut wurden in der Sandgrube die Überreste einer Ricke gefunden.
Woher die Hunde stammen? Keiner weiß es. „Allerdings dürfte keine besonders glückliche Vergangenheit hinter ihnen liegen“, sagt Winfried Edelmann. „Vielleicht sind sie ausgesetzt worden. Oder sie haben selbst das Weite gesucht.“ Daher tut er sich auch mit dem Schießen der Tiere schwer. „Ich bin selbst Hundebesitzer“, sagt er. „Und dass es so gekommen ist, haben die beiden sich sicher nicht ausgesucht.“ Dennoch bleibe am Ende wohl nichts anderes übrig. „Es sei denn, wir lassen das nächste tote Reh liegen — in der Hoffnung, dass die beiden Hunde dann zurückkehren und wir sie schnappen können.“
Der Jagdausübungsberechtigte hat sämtliche Wanderwege der Umgebung mit Plakaten behängt. Unter anderem ist eine Telefonnummer (01520/3 76 36 96) angegeben. „Wenn die Leute die Tiere sehen: sofort anrufen“, sagt Edelmann. Nähern sollte man sich den Hunden allerdings nicht.