70 Einbrüche in zwei Monaten

Hildens Kleingärtner beklagen Zerstörungen an ihren Lauben. Die Beute der unbekannten Täter ist meist gering.

Hilden. „Dass hin und wieder in unsere Gartenlauben eingebrochen wird, ist nichts Außergewöhnliches“, sagt Werner Siggelkow. „Aber dass die Unbekannten in den vergangenen zwei Monaten gleich 70 Mal zugeschlagen haben, ängstigt uns schon.“ Jeweils 28 Einbrüche gab es allein in jüngster Zeit in den Anlagen am Stadtwald und in der Unterstadt. „Sie können sich die Verwüstungen kaum vorstellen.“

Werner Siggelkow ist Vorsitzender des Stadtverbandes der Hildener Gartenfreunde und vertritt rund 1000 Mitglieder, die verteilt auf sechs Laubenkolonien 311 Gärten betreiben. Er selbst ist von der aktuellen Serie bisher verschont geblieben, weiß aber, welche unguten Gefühle mit solchen Taten einhergehen. So wurde sein kleines Häuschen in der Laubenpieperkolonie an der Reisholzstraße zuletzt vor vier Jahren verwüstet. „Den Schaden zahlt in der Regel die Versicherung“, sagt Siggelkow. „Und viele Reparaturen nehmen wir selbst vor. Was viel schlimmer wiegt, ist das Eindringen des Täters in die eigene Privatsphäre — das ist kein schönes Gefühl.“

Ganz frisch kann davon Achim Karsch berichten. Der 49-Jährige ist Kleingärtner in der Unterstadt und wurde in der Nacht von vergangenem Donnerstag zu Freitag Opfer der Unbekannten. „Sie haben die Tür richtig aufgestemmt — offenbar hatte sie ein Brecheisen dabei“, sagt er und zeigt auf die demolierte Tür. „Geklaut haben die Täter nichts, aber alles durchwühlt und das Grillfleisch mitgehen lassen.“

Dass bei den Beutezügen wenig gestohlen wird, weil es in den meisten Lauben nichts Wertvolles zu holen gibt, bestätigt Ludwig Stubenrauch. Er ist der Vorsitzende der Unterstädter Kleingärtner und ebenfalls betroffen. „Fernseher, Musikanlage — es ist noch alles da. Aber sämtliche Schränke wurden durchforstet — offenbar nach Ess- und Trinkbarem und Geld.“

Die Polizei ermittelt inzwischen auf Hochtouren, hat an den Tatorten die Beweissicherung aufgenommen. Ob nun Fingerabdrücke oder sogar DNA-Spuren — alles wird untersucht. „Wer hinter der Einbruchsserie in Hilden steckt, wissen wir bislang nicht“, sagt Polizeipressesprecher Frank Sobotta. „Oft sind das Wohnungslose, die versuchen, nachts ein Dach über dem Kopf zu haben und zudem hoffen, irgendwelche Nahrungsmittel zu finden.“

Gleichwohl nehmen die Beamten die Serie nicht auf die leichte Schulter. „Diese Masse an Einbrüchen ist in der Tat erschreckend“, sagt Frank Sobotta. „So etwas hatte wir bisher in keiner anderen Stadt.“ Zumal die Schäden zusammengerechnet relativ hoch sind. „Den Schaden, den die Unbekannten jedes Mal anrichten, steht in keinem Verhältnis zum Nutzen, den sie haben.“ Von daher könne es durchaus auch sein, dass Leute, die Laubeneinbrüche als neuen „Sport“ entdeckt haben, hinter den Einbrüchen stecken. „Schließlich demoliert ein Obdachloser auf der Suche nach Unterschlupf nicht 28 Lauben in einer einzigen Nacht“, sagt Sobotta.

Seit kurzem werden die sechs Kolonien in Hilden verstärkt von der Polizei kontrolliert. „Das Problem ist nur, dass es oft in sich geschlossene, umzäunte Siedlungen sind, in die wir von außen keinen Einblick haben“, sagt Frank Sobotta. Er setzt auf die Unterstützung der Bevölkerung. Wenn etwas Verdächtiges beobachtet werde, solle sofort die nächste Polizeidienststelle angerufen werden.

Hilfe bekommen die Beamten jetzt von Ludwig Stubenrauch und den anderen Kleingärtnern. Sie wollen ab sofort verstärkt Kontrollgänge machen.