Airbrush: Malerei mit der Sprühpistole
Marissa Oosterlee, Europas beste Airbrusherin, gibt einen Workshop in Hilden.
Hilden. In der europäischen Airbrush-Szene gibt es kaum jemanden, der Marissa Oosterlee das Wasser reichen kann. Die 30-jährige Niederländerin beherrscht die Malerei mit der Sprühpistole derart perfekt, dass das ungeübte Auge keinen Unterschied zwischen ihren Bildern und Fotografien erkennen kann.
„Jeder kann das lernen“, sagt die Künstlerin — und macht damit den Teilnehmern Mut, die ihren Workshop in den Geschäftsräumen der Hildener Firma Compi an der Schulstraße 23 besucht haben. Aus ganz Deutschland sind sie angereist, um am Pfingstwochenende von Europas erfolgreichster Airbrusherin in die Kunst des Fotorealismus eingeweiht zu werden.
Auch Michaela Behrend hat ihr Arbeitsgerät vor sich auf dem Tisch aufgestellt. Der 52-Jährigen und ihrem Ehemann Sven gehört der Computerladen. Sie hat Oosterlee auf einer Ausstellung kennengelernt und an einem ihrer Workshops teilgenommen. Die gibt die Airbrusherin in ganz Europa. Von Hilden aus geht es weiter nach Polen, Dänemark und Großbritannien.
„Wir sind über die Computer zum Airbrush gekommen — als Design für Gehäuse und Zubehör“, sagt Sven Behrend zum Hintergrund der Kombination aus Technik und Kunst. „Bei der Eröffnung unseres Ladenlokals vor drei Jahren haben wir uns überlegt, etwas Besonderes zu machen“, ergänzt seine Ehefrau. So wurde ein Airbrusher beauftragt, für sie Computergehäuse zu gestalten.
Das Ergebnis war enttäuschend. „Das kann ich besser“, dachte sich Michaela Behrend — und das wollte sie von der Besten lernen: Marissa Oosterlee. Deren Arbeiten wurden schon mehrfach ausgezeichnet. Im Jahr 2004 gewann sie beispielsweise einen nationalen holländischen Malerei-Wettbewerb mit einem Porträt der Königin von Holland.
Ihre Workshops beginnen mit einem Theorie-Teil. „Nur zehn Minuten, jeder versteht das“, sagt sie. Dabei erzählt sie von Farblehre und Techniken, dass jeder Untergrund geeignet sei: Metall, Leinwand, T-Shirts . . . „Sehr einfach“, sagt sie. Porträts dauern fünf bis sechs Stunden, sagt sie. Und: „Wir arbeiten von dunkel nach hell, mit vorgefertigten Farben von hell nach dunkel.“
In diesem Tempo geht es weiter. Die Teilnehmer notieren die Tipps. Das Wichtigste sei die Skizze. „Die Proportionen müssen gut sein, sonst hast Du einen Picasso“, sagt Oosterlee. Danach sei alles „ganz einfach“. „Jeder kann es lernen“ bis zu 150 hauchdünne Farbschichten derart übereinander zu sprühen, dass das Ergebnis von einem Foto nicht mehr zu unterscheiden ist.
In ihrem Studio (Marissa Art Studio) in Valkenburg schafft sie in ihren Werken eine eigene Wirklichkeit. Den realistischen Bildern ist ihre Liebe zur Natur anzumerken. Jedes Detail ist wichtig. Auch bei ihren fantasievollen, magischen Darstellungen der Welt der Feen und Elfen. Alles geht ihr leicht von der Hand. Aber das verwundert nicht, denn „alles ist ganz einfach“.