Alle Kinder kennen Fuchs „Foxy“

Die Füchsin lebt bei Rolf und Monika Niggemeyer in Haan. Die beiden haben dem Tier das Leben gerettet und reisen nun mit ihm herum.

Foto: Schmidt

Haan. Hausarzt Dr. Konrads hatte Rolf Niggemeyer einen Hund „verschrieben“ — damit er sich mehr bewegt. Zwei Wochen später traf er auf „Foxy“. Diese in doppelten Wortsinn bewegende Begegnung hat beider Leben verändert. Foxy wurde 2013 in freier Natur im Allgäu geboren. Bei einem Verkehrsunfall wurden ihre Mutter getötet und der Welpe schwer verletzt. Der zuständige Jäger wollte die vier Monate alte Rotfüchsin gesund pflegen und wieder frei lassen. Tierärzte stellten aber fest: Ihre zerschmetterte Schulter versteift sich bei Kälte. Die „Fähe“ (Jägersprache) kann im Winter nicht für sich selber sorgen.

Zoos und Tierparks wollten das verletzte Junge nicht aufnehmen. Dem zuständigen Jäger blieb nichts anderes übrig, als die Füchsin zu töten. Zufällig erfuhr Rolf Niggemeyer davon. Ein Blick reichte, dann war‘s um ihn geschehen: „Mir ist das Herz in die Hose gerutscht.“ Dann habe er fragend seine Frau Monika angeschaut. Sie nickte — obwohl sie nie einen Hund wollte. Aber „Foxy“ ist ja auch kein Hund, sondern ein Rotfuchs. Und ein bildhübscher dazu. Sie kann Menschen verzaubern, wenn sie einen ansieht — aufmerksam, aber etwas scheu. Foxy liebt Kinder, Frauen duldet sie und bei fremden Männern ist sie distanziert. Denn Füchse sind sehr treu. Und Foxys „Mann“ ist Rolf Niggemeyer. Die Füchsin hat zwar ihr eigenes Gehege, schläft aber bei den Niggemeyers im Bett und kuschelt mit ihnen auf der Couch.

Bis dahin war es ein hartes Stück Arbeit. Denn ohne behördliche Genehmigung darf niemand ein Wildtier als Haustier halten. Niggemeyer eignete sich viel Wissen über Füchse an, machte einen Sachkundenachweis und bekam dann eine Ausnahmegenehmigung. Später auch die Erlaubnis, Foxy öffentlich zu zeigen. Viele Nächte schlief er auf einer Isomatte vor Foxys Box, um sie an sich zu gewöhnen. „Als sie gleich am zweiten Tag das Katzenklo benutzte, hatte sie bei mir gewonnen“, erzählt Monika Niggemeyer und lächelt.

Die Füchsin kommt viel herum und ist auch schon in diversen Fernsehshows und -filmen aufgetreten. Nicht weil Rolf Niggemeyer mit ihr angeben will. „Sie ist eine Fuchsbotschafterin“, erklärt der 53-Jährige. Der engagierte Naturschützer, der sich auch um verletzte Fledermäuse kümmert, hat eine Mission: Füchse haben einen fälschlicherweise einen schlechten Ruf — vor allem bei Jägern. Das will der Haaner, der aus einer Jägerfamilie stammt, ändern: „Denn Füchse sind im Gegenteil sehr, sehr nützliche Tiere.“

Fast 500 000 Füchse werden jedes Jahr in Deutschland erlegt. Angeblich, um gegen Krankheiten wie Tollwut und Fuchsbandwurm vorzugehen. Wissenschaftlicher schließen die Gefahr einer Krankheitsübertragung durch Füchse nahezu aus, betont Niggemeyer: „Das ist ähnlich wahrscheinlich wie ein Blitzschlag.“ Füchse verspeisen mit Vorliebe Mäuse — „schätzungsweise 3000 Stück pro Jahr“. Deshalb würden Füchse inzwischen beim Deichschutz eingesetzt: „Auf der Rückseite werden künstliche Bauten angelegt. Da gehen die Füchse rein und fangen die Mäuse weg, die den Deich mit ihren Bauten durchlöchern.“ Füchse seien eine Art Gesundheitspolizei für die Natur: Sie fressen alte, kranke und tote Tiere. Sie sind extrem anpassungsfähig und sehr schlau. Deshalb folgen sie den Menschen in die Städte. In Berlin oder London sind sie schon heimisch. „Die tun nichts, wollen aber auch nicht angefasst werden“, weiß der Fuchsexperte: „Viele Großstädter wissen das übrigens auch.“

Rolf Niggemeyer besucht zusammen mit Foxy Kindergärten, Schulen und Altenheime — und klärt über Füchse auf. Beide kennen auch Hildens berühmtesten Einwohner, Otter Nemo und sein Herrchen Wolfgang Gettmann: „Manchmal gehen wir sogar zusammen spazieren.“