Als die Winkelsmühle versteigert wurde

Vor mehr als 200 Jahren geriet die Winkelsmühle im Neandertal unter den Hammer.

Foto: Album Familie Gerhards

Gruiten. Es war ein zähes Ringen um die Winkelsmühle, damals, vor mehr als 200 Jahren. Ein ums andere Mal mag die Witwe Schorn, der Haus und Hof gehörte, die Männer verflucht haben. Der eigene Gatte starb früh und war offenbar auch schon zu Lebzeiten keine rechte Hilfe. „Weltfremd und wenig arbeitsfreudig“ soll er gewesen sein. Ein Müßiggänger eben. So steht es zumindest in den Akten, die im Düsseldorfer Hauptstaatsarchiv lagern.

Und was dort auf mehr als 150 Seiten zu lesen ist, fühlt sich nicht nur nach finanzieller, sondern auch nach menschlicher Krise und Tragödie an. Mittendrin: Witwe Schorn, die über Jahrzehnte hinweg nichts als Ärger am Hals hatte. „Die vermögensrechtliche Lage machte sie kopflos“, bescheinigte auch Chronist Gustav Kuhs der Frau einen labilen Seelenzustand.

Und dann kam auch noch dieses unsägliche Gerichtsverfahren. Wie so oft ging es wieder mal ums liebe Geld, als sich die Churfürstliche Hofkammer zu Düsseldorf anschickte, über ein ganzes Jahrzehnt hinweg einen Prozess zu führen, der nicht nur die Nachbarschaft, sondern auch den Herzog von Berg beschäftigte. Ob der gute Herr Schorn nun ein Feingeist gewesen sein mag oder einfach nur ein Faulpelz, wir werden es nicht mehr in Erfahrung bringen können.

Jedenfalls hatte seine Witwe die ganze Arbeitslast allein geschultert und ihr Geschick bei Verhandlungen mit Behörden und Gläubigern bewiesen. Und nach dem Tode des Gatten wurde es nicht besser. Denn zu allem Unglück schlug auch noch der Schwiegersohn in die gleiche Kerbe und verpfändete heimlich für eine Geldanleihe den Familienbesitz. Was in aller Welt hat den Mann nur geritten, als er sich an einem Septembertag im Jahre 1795 in das Haus des Bevollmächtigten Hersler schlich, um dort hinter dem Rücken seiner Lieben einen Kredit aufzunehmen und die Winkelsmühle als Unterpfand eintragen zu lassen?

So kam es schließlich, wie es kommen musste: Die Winkelsmühle wurde versteigert. Zuvor hatte sich erneut die Witwe Schorn zu Wort gemeldet. Sie hatte sich auf den Weg ins nahegelegene Schöller gemacht, um dem zuständigen Richter ins Gewissen zu reden. Keinesfalls wollte sie, dass Haus und Hof versteigert werden. Schlussendlich ging der Zuschlag für 10 300 Reichstaler an Adolf Köttgen. „Der ahnte jedoch nicht, welchen Ärger er sich damit ins Haus holen sollte“, lässt Chronist Kuhs seine Leser wissen.

Denn mit der Versteigerung begann das nächste Kapitel einer unrühmlichen Geschichte um die Winkelsmühle. Hatte doch der lasterhafte Schwiegersohn der Witwe Schorn die Mühle nicht nur als Sicherheit verpfändet, sondern auch noch klammheimlich an den damaligen Müller der Aprather Mühle in Wülfrath verkauft.

Nun gab es zu allem Überfluss auch noch zwei Besitzer, die für die gleiche Sache bezahlt hatten. Damit begann eine juristische Papierschlacht, die sich über Jahrzehnte hinziehen sollte und auf dem Schreibtisch des Kaisers landete. Sogar Napoleon soll zwischenzeitlich mit der leidigen Angelegenheit befasst gewesen sein. Schlussendlich wurde die Winkelsmühle Adolf Köttgen zugesprochen, der sie ja bereits ersteigert hatte.