NRW Doch noch Hoffnung für Unterführung

Haan  · In einem Schreiben kündigt die Bahn überraschend an, die Treppenaufgänge am Bahnhof Gruiten selbst betreiben zu wollen. Jetzt wird neu gerechnet.

Durch den Tunnel am Bahnhof Gruiten ist derzeit der Zugang zu den Bahnsteigen möglich.

Foto: Ralf Geraedts

In der Debatte um eine mögliche Übernahme der Fußgängerunterführung am Bahnhof Gruiten durch die Stadt Haan hat die Deutsche Bahn jetzt für neuen Schwung gesorgt. Eigentlich hatte es zuletzt nur noch geringe Hoffnungen gegeben, das mit hohem finanziellen Risiko versehene Projekt stemmen zu können. Doch jetzt hat das Verkehrsunternehmen, das etwa 80 Meter neben der jetzigen Unterführung eine Fußgängerbrücke über die Gleise bauen möchte, in einem Schreiben vom 13. Juli auf eine Anfrage der GAL mögliche Wege aufgezeigt, wie die Unterführung doch noch gerettet werden könnte.

Bahn rechnet mit einer Lebensdauer bis 2080

Entgegen erster Annahmen rechnet die Bahn für den Tunnel demnach mit einer theoretischen Lebensdauer bis zum Jahr 2080, deutlich länger, als bisher angenommen. Die letzte grundlegende Sanierung war 1986/87, die letzte gutachterliche Untersuchung durch die Bahn erfolgte im Jahr 2019. „Diese neuen Informationen und weitere positive Aspekte lassen die Übernahme der Unterführung durch die Stadt Haan für uns grundsätzlich denkbar erscheinen“, betont denn auch bereits Ratsfrau Annette Leonhardt für die CDU im Haaner Stadtrat. Es sei daher richtig, „wenn die Bürgermeisterin nun eine tiefergehende gutachterliche Betrachtung durchführen lässt und der Rat eine fundierte Entscheidungsgrundlage erhält.“

Durch den Bau der Brücke über die Gleise wird für die DB Station & Service AG die bestehende Personenunterführung zwischen Kastanienweg und Thunbuschstraße unnötig. Seitens der Bahn wurde daher der Vorschlag unterbreitet, die bestehende Personenunterführung an die Stadt Haan zu übergeben. Die hätte dann allerdings auch die Unterhaltungs- und Erhaltungsverpflichtung für das Bauwerk am Hals.

In einem wichtigen Punkt kommt die Bahn der Kommune allerdings offenbar entgegen: Sollte die Stadt die Personenunterführung im Rahmen eines Gestattungsvertrages „übernehmen“, werde die Bahn „die beiden Treppenanlagen in ihrer Zuständigkeit behalten und betreiben“, heißt es in der Antwort – ein nicht unerheblicher Kostenfaktor wäre damit vom Tisch. Je nach baulichen Aufwand liegt er zwischen 150.000 und 2 Millionen Euro. Denn sollten die Aufgänge zu den beiden Bahnsteigen beibehalten werden, müssten sie an das zukünftig erhöhte Niveau der Bahnsteige angepasst werden.

Es ist nicht die einzige Rahmenbedingung zur Personenunterführung, die von den Annahmen der Stellungnahme des Ingenieurgesellschaft Schüßler-Plan mbH abweichen. Die Stadt hatte die Gutachter damit beauftragt, mögliche Kosten und Unwägbarkeiten zu errechnen. Ein Ergebnis war in nicht öffentlicher Sitzung vorgestellt worden. Aus Sicht der Verwaltung ist vor dem Hintergrund der neuen Erkenntnisse jetzt aber eine Fortschreibung der fachgutachterlichen Stellungnahme erforderlich. Die könne jedoch erst erfolgen, wenn das digitale Bauwerksbuch vorliege, heißt es.

Auf dieser Grundlage soll die Politik nun die weitere Vorgehensweise (unter anderem eine Informationsveranstaltung für interessierte Bürger) abstimmen. Der Projektleiter beim Bahnbereich „Station & Service AG“ hat außerdem zugesagt, das DB-Projekt am 8. September in gemeinsamer öffentlicher Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Mobilität und des Ausschusses für Stadtentwicklung, Planung und Bau vorzustellen. Darüber freut sich auch Annette Braun-Kohl, Sprecherin der CDU-Fraktion im Umwelt- und Mobilitätsausschuss.

Sie betont allerdings schon jetzt: „Wenn es zu einer Übernahme kommen sollte, muss damit auch eine neue Gestaltung beider Vorplätze und eine bessere Beleuchtung der Unterführung einhergehen. Das betrifft insbesondere auch die Grünpflege an den Zugängen dort in der Gegend.“