NRW Briefwahl-Rekord erwartet
Hilden · In Hilden haben bereits mehr als 10.000 Menschen ihre Stimme abgegeben, und auch in Haan haben schon viele Briefwahl beantragt. Seit Jahren steigt der Anteil, „weil es deutlich bequemer ist“, wie Hildens Wahlamtsleiter erklärt.
Mit einem Schokoladenherz wollte Rainer Augsburg den 10 000. Briefwähler im Hildener Wahlamt begrüßen – dass es am Ende so schnell gehen würde, hat aber selbst den erfahrenen Wahlbegleiter überrascht. Am Dienstagvormittag überreichte der Leiter des Hildener Wahlamtes die Packung.
„Wir steuern auf einen neuen Rekord bei der Wahlbeteiligung zu“, sagt Rainer Augsburg. Die bisherige Höchstmarke haben die Hildener bei der Kommunalwahl im vergangenen Jahr aufgestellt. „Damals haben 49,8 Prozent aller Wähler ihre Stimme per Briefwahl abgegeben.“ Insgesamt knapp 13 000 Menschen. Auch wenn der Wahlamtsleiter davon ausgeht, dass die Geschwindigkeit nun ein wenig nachlässt und erst eine Woche vor dem Tag der Bundestagswahl am 26. September wieder anzieht: „Ich rechne mit rund 60 Prozent Briefwählern.“ Bei einer Wahlbeteiligung von 75 Prozent werden bei 42 300 Wahlberechtigten (und 31 700 Wählern) etwa 20 000 Hildener von der Möglichkeit Gebrauch machen. Wer mit seiner Wahlbenachrichtigung Briefwahl beantragt (auch online möglich), kann sein Kreuz entweder zu Hause machen und die Umschläge dann per Post an die Stadt zurückschicken – oder er nutzt die Möglichkeit, seine Stimme im Wahlamt abzugeben.
Mit Briefwahlanteil von
50 Prozent wird gerechnet
Rainer Skroblies vom Haaner Wahlamt rechnet auch mit einer Rekordbeteiligung. Wie hoch sie sein wird? „Das ist schwer zu schätzen, da die Menge der Anträge zum Wahltermin hin üblicherweise deutlich abnimmt. Gleichwohl wird mit einem Briefwahlanteil um zirka 50 Prozent gerechnet“, erklärt er. Bis Dienstag sind bei der Stadt 5274 Briefwahl-Anträge (22,38 Prozent) eingegangen.Beide Städte haben sich auf den hohen Anteil der Briefwähler eingestellt. „Das Personal im Briefwahlbüro wurde aufgestockt, ebenso die Anzahl der Briefwahlvorstände“, berichtet Rainer Skroblies. Auch die Stadt Hilden hat die Briefwahlbezirke aufgestockt. Von elf auf 22. „Wir richten zudem weniger Wahllokale ein als sonst. Wir hatten bisher immer 32, nun werden es 22 sein“, sagt Rainer Augsburg.
Aber warum nimmt der Anteil der Briefwähler von Jahr zu Jahr zu? Bis 2008 mussten Wähler einen triftigen Grund haben, um ihre Stimme überhaupt vor dem eigentlichen Wahltag abgeben zu dürfen. Eine Urlaubsreise galt beispielsweise als Grund. Doch seit 13 Jahren braucht niemand mehr einen Grund anzugeben. „Seitdem steigt die Zahl der Briefwähler immer weiter an – es ist einfach viel bequemer“, sagt Rainer Augsburg. Im vergangenen Jahr kam die Corona-Krise dazu, die die Entwicklung noch einmal beschleunigte. Ein Problem sieht er nicht, auch wenn der Wahltag eigentlich erst der 26. September ist und noch viele Diskussionsrunden mit den Bundestags- und Kanzlerkandidaten anstehen. Der eine Briefwähler würde am Ende lieber einen anderen Kandidaten wählen, den der nächste gewählt hat, sich später aber darüber ärgert. „Das gleicht sich alles irgendwie aus“, sagt Augsburg.
„Briefwahlanträge werden bis Freitag, 24. September, 18 Uhr, entgegengenommen. Danach ist Briefwahl nur noch in besonderen Einzelfällen möglich“, erklärt Rainer Skroblies vom Haaner Wahlamt. Gleiches gilt für Hilden. In beiden Städten kann in den Wahlämtern gewählt werden. Dort können Menschen, die ihr Kreuz zu Hause gemacht haben, auch den Umschlag mit ihrem Stimmzettel bringen.
Wer seinen Stimmzettel mit der Post schicken möchte, sollte damit nicht zu lange warten. „Nach jeder Wahl kommen auch montags noch bis zu 250 Umschläge bei uns an“, sagt Rainer Augsburg. Diese Stimmen können nicht mehr gezählt werden. „Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte den Umschlag spätestens mittwochs vor der Wahl abschicken.“
Am Wahltag selbst werden die Stimmen der Briefwahl ab 18 Uhr ausgezählt. Dafür treffen sich die Wahlvorstände im Rathaus, im Bürgerhaus und in der Stadthalle. „Ich rechne gegen 21/21.30 Uhr mit den letzten Ergebnissen“, sagt der Hildener Wahlamtsleiter Rainer Augsburg.
Hilden und Haan gehören zum Wahlkreis Mettmann I, der auch die Städte Erkrath, Langenfeld, Mettmann und Monheim umfasst. Michaela Noll (CDU) hat den Wahlkreis in den vergangenen 16 Jahren selbst gegen den ehemaligen SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück gewonnen. Sie tritt nun jedoch nicht mehr an. Für die CDU geht der Haaner Klaus Wiener ins Rennen. Für die SPD tritt der Monheimer Christian Steinacker (SPD) an. Bäckerei-Unternehmer Roland Schüren möchte für die Grünen in den Bundestag einziehen.