Barrierefreie Stadt? Davon ist Haan noch weit entfernt

Behindertenbeirat sagt: Es muss noch sehr viel getan werden.

Foto: Ralph Matzerath

Haan. Aus Sicht des ehrenamtlichen Behindertenbeirats muss noch viel getan werden, um Haan zu einer behindertenfreundlichen Stadt zu machen. Das legt ein Abschlussbericht nahe, den Gaby Bongard, Werner Joormann und Dieter Smolka jetzt vorlegten. Ihm zufolge gibt es vor allem im Bereich Barrierefreiheit weiterhin Handlungsbedarf.

Das Amt für Menschen mit Behinderungen im Kreis Mettmann teilt die Zahl nach dem Grad der Behinderung (GdB) auf. Diese reicht im Grundsatz von 20 bis 100. Ab einem Grad von 50 Prozent gelten Menschen als schwerbehindert und bekommen einen entsprechenden Ausweis. In Haan gelten laut diesem Amt aktuell insgesamt 6523 Menschen als behindert. Diese Zahl ergibt sich aus den behördlich registrierten Betroffenen. Aus Sicht des Behindertenbeirats kommen rund 500 hinzu, die (noch) keinen Antrag gestellt haben.

1689 Menschen weisen einen GdB von bis zu 50 auf. Weitere 4834 Menschen haben einen GdB von 50 und mehr.

Nach Angaben des Amts für Menschen mit Behinderungen Mettmann gibt es elf behinderte Kinder im Alter von null bis sechs Jahren. Eines dieser Kinder ist blind. In der Altersgruppe der Sieben- bis 18-Jährigen sind 60 Prozent betroffen. Einer dieser Jugendlichen ist blind. Als schwerbehindert sind in Haan außerdem 2066 Menschen von 19 bis 65 Jahren registriert. Sechs davon sind blind. Und mit 2697 Betroffenen macht die Altersgruppe der über 65-Jährigen den größten Anteil an den Schwerbehinderten aus. 17 davon sind blind.

Nach Beobachtungen des Behindertenbeirats ist die Gesamtzahl der Behinderten in Haan in etwa gleich bleibend. Allerdings steige die Zahl Betroffener mit einem GdB von unter 50 leicht an. Einen Grund für diese nicht signifikante Steigerung vermag der Beirat nicht zu erkennen.

Neu ist die Problematik behinderter Flüchtlinge. Dieter Smolka berichtet von der fast sechs Jahre alten Tochter einer Flüchtlingsfamilie aus Syrien. Sie leidet unter der Glasknochenkrankheit und gilt als 100 Prozent schwerbehindert. Sie ist auf den Rollstuhl angewiesen — und nicht nur das: Der Behindertenbeirat half der Familie, ein kostenloses Bus- und Bahnticket zu organisieren, mit dem eine Betreuungsperson das Mädchen begleiten kann. Dass dies auf Antrag möglich ist, wusste die Familie nicht. Ein weiteres wichtiges Thema für den Behindertenbeirat ist nach wie vor die Barrierefreiheit. Hier unternahmen die drei Mitglieder mehrere Ortsbesichtigungen. Immer noch stellen der Bahnhof Gruiten sowie der Zugang zur S8, der aufgrund des Höhenunterschieds von Bahnsteig und Bahn nicht ohne Rampe zu bewältigen ist, ein Problem dar. Auch viele Straßen in Haan seien noch nicht barrierefrei. So gibt es immer noch viel zu hohe Bordsteine, die an Kreuzungen und Überwegen zumindest auf zwei Zentimeter abgesenkt werden sollten. Außerdem sollten die Empfehlungen des Landesamtes Straßen NRW für sehbehinderte Menschen zum Standard werden. Auch die Bürger können helfen: „Für Rollstuhlfahrer sind die Durchfahrtmöglichkeiten auf Bürgersteigen teilweise durch parkende Autos blockiert“, so Bongard, Joormann und Smolka. Markierungen würden Abhilfe schaffen.

Fortgesetzt werden Beratungen sowie die Mitarbeit beim Goldenen Telefon und der Flüchtlingshilfe.