Bürgerhaus: Die Fugen sind das Problem

Die Fassade des Bürgerhauses wird saniert. Die Arbeiten dauern voraussichtlich bis zum Sommer.

Hilden. Die Sandsteinfassade des Bürgerhauses bröckelt — und muss deshalb saniert werden. Nachdem das Gebäude an der Mittelstraße vor einigen Tagen eingerüstet wurde, machen sich die Mitarbeiter der ausführenden Firma jetzt auf die Suche nach Rissen in den Fugen. Voraussichtlich bis zum Sommer werden die Arbeiten dauern. Rund 170 000 Euro gibt die Stadt für die Sanierung aus.

Wie lange die Arbeiten genau dauern werden, kann der Leiter des städtischen Amtes für Gebäudewirtschaft, Ralf Scheib, nicht sagen: „Das kommt darauf an, welche Überraschungen sich hinter den Steinen verbergen.“ Denn überall dort, wo die Fugen beschädigt sind, kann Wasser eingedrungen sein. Ob und welcher Schaden dadurch am Mauerwerk entstanden ist, steht erst fest, wenn der entsprechende Fassadenstein abgenommen wurde. „Dann zeigt sich das Ausmaß“, sagt Scheib.

Bei der Fassade des Bürgerhauses spricht der Fachmann von einer „vorgehängten Fassade“, denn die äußeren Sandsteine sind auf Metallstifte aufgesteckt. Die Stifte wiederum sind im Mauerwerk verankert. Der weiche, gegen Witterungseinflüsse anfällige Sandstein wird im Zuge der Sanierung ebenfalls ausgebessert. Dabei müssen die Bauarbeiter allerdings äußerst behutsam vorgehen, denn das Gebäude steht unter Denkmalschutz. Loses Material wird entfernt und durch eine Art Sandsteinpaste beigearbeitet.

Vor allem am Sockel des Hauses ist schon einiges an Material abgeplatzt. „Oben sieht es nicht so schlimm aus“, sagt Scheib. Dennoch wird auch dort saniert, „bevor es zu großflächig wird.“ Schließlich sei das Bürgerhaus kein gewöhnliches Haus, sondern ein Aushängeschild der Stadt. Und dieses Aushängeschild hat mittlerweile mehr als 100 Jahre auf dem Buckel.

Für insgesamt 163 633 Mark wurde das Gebäude als Rathaus der Stadt Hilden gebaut. Die Grundsteinlegung war am 12. Juli 1899 und die feierliche Einweihung am 18. Dezember 1900. Im damals neuen Rathaus waren die Bürgermeisterwohnung, ein Ratssaal sowie zwölf Büroräume für die Verwaltung. Es gab damals aber nur acht Ämter, so dass auch noch Platz für die Stadt-Sparkasse und die Gerichtstage des Amtsgerichts Gerresheim vorhanden war.

Bis September 1988 wurde das Gebäude von der Verwaltung als Rathaus genutzt. Dann begannen die Umbauarbeiten zum Bürgerhaus. Allerdings verzögerte sich die Fertigstellung, da im Jahre 1990 nach Schweißarbeiten der gerade erneuerte Dachstuhl brannte und noch einmal erneuert werden musste. In diese Zeit fällt auch die bis dato letzte Sanierung der Sandsteinfassade.

Nach dieser umfangreichen Restaurierung wurde das neue Bürgerhaus im September 1991 eingeweiht. Zu diesem Anlass erinnerte der Museums- und Heimatverein in einer Sonderausgabe an die Einweihung des „Prachtgebäudes im Stil der Spätrenaissance“, das nach den Plänen des in Hilden geborenen Architekten Walter Furthmann gebaut wurde: „Kutschen mit festlich gewandeten Herren fuhren an jenem Tage durch die geschmückten und beflaggten Straßen Hildens. V

or dem Rathaus wurden sie von einer großen Menschenmenge und von Fanfarengeschmetter empfangen. Die Honoratioren entstiegen ihren Fahrzeugen, begaben sich zuerst auf die dem Rathaus gegenüberliegende Straßenseite, blickten hinüber auf den imposanten Neubau und waren stumm vor Staunen. Als sie den Neubau aus Waibener Tuff- und Lauterthaler Sandstein mit den kunstvollen Steinmetzarbeiten so recht begutachtet hatten, sprach Landrat von Kühlwetter aus, was wohl alle dachten: großes Lob dem Architekten!“