Am Hildener Radfahrkonzept orientieren sich die Planer aus ganz Deutschland

In Hilden wird für Radfahrer viel getan. Mittlerweile orientieren sich die Planer aus ganz Deutschland an dem Konzept.

Hilden. Für die Anfahrt der Kunden ist schon gesorgt, wenn in einem dreiviertel Jahr Saturn und Kaisers an den Warrington-Platz ziehen — zumindest für die Radler. „Fahrräder frei in Richtung Robert-Gies-Straße“, steht am Zugang zur Fußgängerzone. Die Abstellbügel für Räder rund um den Spielplatz werden reichen, sagt Lutz Groll, stellvertretender Leiter des Planungsamtes: „Über fehlende Fahrradständer beklagen sich die Leute schneller als über zu wenige Parkplätze.“

Mit ihren Fahrrädern sind die Hildener auch bei kaltem Wetter unterwegs — zur Bücherei, zum Wochenmarkt, zur Schule. Viele der Wege führen entgegen der Auto-Richtung durch Einbahnstraßen. „Das klappt völlig problemlos. Und trotzdem tun Leute so, als würden wir von der Rentenversicherung bezahlt, damit wir Einbahnstraßen öffnen“, sagt Groll (52), selbst ein aktiver Radler. Es wolle eben niemand absichtlich Leute überfahren oder sich in Todesgefahr bringen. „Wir stellen sogar Bäume mitten auf Kreuzungen — und das funktioniert“, fügt Groll hinzu.

An der Kreuzung Hagdornstraße/Mettmanner Straße kann man so ein Bäumchen sehen. Beim Abbiegen wird die Kurve nicht geschnitten, der Abstand zwischen den sich begegnenden Autos bleibt groß. „Die Leute haben gefragt, ob das jetzt ein Kreisverkehr ist“, berichtet Groll. Ist es nicht. Dafür müsste ein Schild danebenstehen, erläutert der Ingenieur für Stadtplanung.

Aufstellflächen für Radler vor Ampeln gibt es sogar auf der Hochdahler Straße, direkt am Verkehrsknotenpunkt Gabelung: „Da bekommen die Radfahrer fünf Meter Vorsprung. Das ist für niemanden ein Problem“, sagt Groll. Ein alter Ampelmast an der Kreuzung Bismarckstraße/Hoffeldstraße trägt jetzt nur noch Fahrradwegweiser. Die Fünf-Wege-Kreuzung wurde kürzlich erneuert, im Zusammenhang mit der Sanierung der Hoffeldstraße. Einbahnstraßen sperren die Querverbindungen für Autos, aber nicht für Radler. „Radwegförderung gehört zur Verkehrsberuhigung. Das reduziert das Unfallrisiko für alle“, erläutert Groll. Ein „Einfahrt verboten, Anlieger frei“ wäre dagegen wirkungslos — kontrollieren könnte das niemand.

Die Hildener Fahrradförderung ist Vorbild in der Region. Die Nachbarstadt Solingen öffnet derzeit einige Einbahnstraßen, außerdem Teile ihrer Fußgängerzonen für Fahrrad-Querverbindungen. Die Planer beriefen sich bei ihren Vorschlägen auf Groll: „Bei uns gibt es das schon lange.“ An der unteren Mittelstraße erlaubt ein Fahrradweg, die Fußgängerzone zu queren: eine wichtige Verbindung für Schüler, die zur Fliedner-Schule, zum Bonhöffer-Gymnasium oder zur Musikschule wollen.

Die Satzung der Stadt über Fahrradständer ist sogar auf der Titelseite der Süddeutschen Zeitung erwähnt worden: Hilden war fast ein halbes Jahr schneller als München: „Ich war so stolz, als ich das gesehen habe. Ich habe kaum noch durch die Bürotür gepasst“, sagt Groll.

Für eine umfassende Fahrradförderung sei ein offenes Denken erforderlich, sagt der Ingenieur. Das gelte auch für die Geschäftsleute. Die dulden an der Mittelstraße Fahrradständer vor ihren Geschäften — und ziehen damit Kunden an.