Bund informiert über Ernährung

Naturschützer probten bei einer Aktion in der Hildener Fußgängerzone buchstäblich den Aufstand der Tiere.

Foto: Stephan Köhlen

Hilden. Es ist „schweinekalt“, seit die Sonne nicht mehr den Axlerhof entlang strahlt. Dennoch wischt sich Elke Bingen einen Schweißtropfen von der Nase. Trotz der großen Guck- und Luftlöcher fühle man sich unter der Maske wie in einer Sauna, verrät sie und versichert im nächsten Moment: „Es macht richtig Spaß, ein Schwein zu sein.“ Ob im rosa Plüschoveral, klassisch schwarz-weiß gefleckt oder mit beinahe echten Federchen am Hühnerbürzel: Der Bund für Umwelt und Naturschutz, Ortsgruppe Hilden, probte am Samstag nicht den Karneval, sondern „Animal Farm“, den Aufstand der Tiere. Wer auf dem besten Weg war, sich einen Sonntagsbraten zu kaufen, musste sich einer kritischen Frage der Umweltaktivisten stellen: „Haben sie es auch satt?“ Parallel zu einer bundesweiten Demonstration in Berlin zog der Hildener Bund damit gegen die Auswüchse einer industrialisierten Landwirtschaft zu Felde.

Gülleschwemme, Pharma-Missbrauch, Tiertransporte im großen Stil und gentechnisch veränderte Futtermittel — all das müsste nicht sein, sagt Claudia Roth vom Bund Hilden. Gleich ganz verbieten will sie den Hildenern das saftige Steak nicht. „Es reicht schon, wenn man bewusster mit dem Thema umgeht.“ Weil preiswerte Massenware den Markt überschwemme, greifen Verbraucher an der Fleischtheke ungebremst zu. Nach den Regeln der deutschen Gesellschaft für Ernährung reichen 300 bis 600 Gramm Fleisch pro Woche für eine vollwertige Ernährung aus. Tatsächlich aber verschlingt der Hildener im Schnitt 1,1 Kilogramm Fleisch pro Woche — das Zwei- bis Vierfache.

Hier setzt der Bund an. „Versuchen Sie es doch mal mit einem fleischfreien Tag pro Woche!“ Manche machen um Schwein, Kuh und Huhn auf der Mittelstraße einen großen Bogen. Vor allem die mittlere Generation, die 30- bis 50-Jährigen will nicht auf ihre Essgewohnheiten angesprochen werden. Junge und alte Menschen aber bleiben häufig stehen, um sich die Argumente für einen bewussteren Fleischkonsum anzuhören.

„Angesichts der horrenden Preis im Bioladen glaube ich manchmal, dass ich erst recht abgezockt werde, wenn ich gesund leben möchte“, gibt eine junge Frau zu bedenken. Die Antwort des Bund-Mannes Dieter Donner: „Wenn Sie beim Einkauf auf die richtigen Qualitätssiegel achten, passiert so etwas nicht.“ Bioland, Naturland oder Demeter seien Gütezeichen, denen man trauen könne. Manche Supermärkte versuchten, mit eigenen Siegeln dagegen zu halten. Hierbei bestehe zumindest tendenziell die Gefahr, auf einen Etikettenschwindel hereinzufallen. Die Aktivisten haben zahlreiche Adressen in der Umgebung in einem Heft zusammengestellt. „Wenn man weniger Fleisch isst, kann man sich höherwertige und etwas teurere Ware leisten.“

Die Krux dabei: Noch fehlt in Hilden ein ausgewiesener Bio-Metzger oder Hofladen, so der Bund. Wer ein Schnitzel vom glücklichen, artgerecht gehaltenen Schwein kaufen möchte, muss Fleischverkäufer in Benrath, Unterbach oder Solingen-Ohligs aufsuchen. Ein kleiner Umweg auf dem Pfad zu mehr Gesundheit und besseren Lebensbedingungen für sogenannte Nutztiere.